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Das deutsche Reich und seine cinjelnen Glieder.
Preußens ist nur Baden beigetreten, während Bayern, Württemberg
und Sachsen ihn abgelehnt haben.
19. Dec. (Preußen.) Sitzung des Staatsministeriums unter dem provi-
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sorischen Vorsitze Noons, um dem Kaiser Vorschläge bezüglich des
Entlassungsgesuchs Bismarcks als Ministerpräsidenten zu unterbreiten.
Roon hat seine Demission zurückgenommen, während an der Annahme
derjenigen des Landwirthschaftsministers von Selchow nicht gezwei-
felt wird.
„ (Preußen.) Abg.-Haus: Der Handelsminister v. Itzenplitz bringt
eine Vorlage ein wegen einer großen Eisenbahn, welche die Herstellung
einer Verbindung zwischen Eydtkuhnen und Metz bezweckt. Die Kosten
werden auf 120 Mill. Thlr. berechnet.
Von dieser Linie ist die Strecke Eydtkuhnen-Berlin, ebenso die Diedenhofen-
Metz fertig; auszubauen sind: 1) die Strecken Berlin-Wetzlar über Stolberg
und Eschwege (Weglar-Lahnstein ist ebenfalls fertig); 2) Hanau-Friedberg:
3) Godelheim-Ottberger; 4) Welwer-Dortmund; 5) Harburg-Hannover; 6)
Saarbrücken-Neunkirchen: 7) Schluß der Berliner Verbindungsbahn. Die
Kosten für die Strecke Berlin-Wetzlar betragen 50 Millionen Thlr., für den
Rest der Bahn 20,750,000 Thlr.:; die Kosten für die übrigen Strecken belaufen
sich auf 10,192,000 Thlr., ferner für ein zweites und drittes Geleise auf
3 Millionen Thlr., für Betriebsmaterial und Versicherung auf 9 Mill. Thlr.
„ (Hessen.) Resultat der Neuwahlen zum Landtag: Die Fortschritts-
(nationalliberale) Partei hat entschieden die Majorität (von wenigstens
26 Stimmen) errungen, die conservativ-liberale Partei zählt etwa 12
Stimmen, die ultramontane hat es trotz aller Agitation des Clerus
nur auf 4 Stimmen gebracht.
(Sachsen.) Ausgleichungsverfahren zwischen der I. und II. Kammer:
Die Deputation der I. Kammer macht bezüglich des Volksschulgesetzes
nicht ganz unwesentliche Concessionen, beharrt aber auf der Confes-
sionalität der Volksschule. Die Entscheidung der Kammern soll erst
nach Neujahr erfolgen.
„ (Deutsches Reich.) Bundesrath: genehmigt die Seemannsord-
nung nach den Beschlüssen des Reichstags. Preußen ist dafür und
mit ihm die Binnenstaaten, während die übrigen Seeuferstaaten ohne
Erfolg dagegen stimmen.
„ (Preußen.) Der König nimmt die Demission Bismarcks als
Ministerpräsidenten an.
Handschreiben des Königs an Fürst Bismarck: „Auf Ihren
Antrag in dem Berichte vom 20. d. M. will Ich Sie von dem Präsidium
Meines Staatsministeriums hierdurch entbinden. Sie behalten den Vortrag
bei Mir in den Angelegenheiten des Reichs und der auswärtigen Politik und
sind, im Falle Ihrer Behinderung an der persönlichen Theilnahme an einer
Sitzung des Staatsministeriums, befugt, Ihr Votum in den die Interessen
des Reichs berührenden Angelegenheiten, unter Ihrer Verantwortlichkeit, durch
den Präsidenten des Reichskanzleramts, Staatsminister Delbrück, abgeben zu
lassen. Der Vorsitz im Staatsministerium geht an den ältesten Staatsminister
über. Das Staatsministerium habe ich hiervon in Kenntniß gesetzt. Berlin,