Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dreizehnter Jahrgang. 1872. (13)

242 
Das deutsche Reich und seine cinjelnen Glieder. 
Preußens ist nur Baden beigetreten, während Bayern, Württemberg 
und Sachsen ihn abgelehnt haben. 
19. Dec. (Preußen.) Sitzung des Staatsministeriums unter dem provi- 
20. 
21. 
sorischen Vorsitze Noons, um dem Kaiser Vorschläge bezüglich des 
Entlassungsgesuchs Bismarcks als Ministerpräsidenten zu unterbreiten. 
Roon hat seine Demission zurückgenommen, während an der Annahme 
derjenigen des Landwirthschaftsministers von Selchow nicht gezwei- 
felt wird. 
„ (Preußen.) Abg.-Haus: Der Handelsminister v. Itzenplitz bringt 
eine Vorlage ein wegen einer großen Eisenbahn, welche die Herstellung 
einer Verbindung zwischen Eydtkuhnen und Metz bezweckt. Die Kosten 
werden auf 120 Mill. Thlr. berechnet. 
Von dieser Linie ist die Strecke Eydtkuhnen-Berlin, ebenso die Diedenhofen- 
Metz fertig; auszubauen sind: 1) die Strecken Berlin-Wetzlar über Stolberg 
und Eschwege (Weglar-Lahnstein ist ebenfalls fertig); 2) Hanau-Friedberg: 
3) Godelheim-Ottberger; 4) Welwer-Dortmund; 5) Harburg-Hannover; 6) 
Saarbrücken-Neunkirchen: 7) Schluß der Berliner Verbindungsbahn. Die 
Kosten für die Strecke Berlin-Wetzlar betragen 50 Millionen Thlr., für den 
Rest der Bahn 20,750,000 Thlr.:; die Kosten für die übrigen Strecken belaufen 
sich auf 10,192,000 Thlr., ferner für ein zweites und drittes Geleise auf 
3 Millionen Thlr., für Betriebsmaterial und Versicherung auf 9 Mill. Thlr. 
„ (Hessen.) Resultat der Neuwahlen zum Landtag: Die Fortschritts- 
(nationalliberale) Partei hat entschieden die Majorität (von wenigstens 
26 Stimmen) errungen, die conservativ-liberale Partei zählt etwa 12 
Stimmen, die ultramontane hat es trotz aller Agitation des Clerus 
nur auf 4 Stimmen gebracht. 
(Sachsen.) Ausgleichungsverfahren zwischen der I. und II. Kammer: 
Die Deputation der I. Kammer macht bezüglich des Volksschulgesetzes 
nicht ganz unwesentliche Concessionen, beharrt aber auf der Confes- 
sionalität der Volksschule. Die Entscheidung der Kammern soll erst 
nach Neujahr erfolgen. 
„ (Deutsches Reich.) Bundesrath: genehmigt die Seemannsord- 
nung nach den Beschlüssen des Reichstags. Preußen ist dafür und 
mit ihm die Binnenstaaten, während die übrigen Seeuferstaaten ohne 
Erfolg dagegen stimmen. 
„ (Preußen.) Der König nimmt die Demission Bismarcks als 
Ministerpräsidenten an. 
Handschreiben des Königs an Fürst Bismarck: „Auf Ihren 
Antrag in dem Berichte vom 20. d. M. will Ich Sie von dem Präsidium 
Meines Staatsministeriums hierdurch entbinden. Sie behalten den Vortrag 
bei Mir in den Angelegenheiten des Reichs und der auswärtigen Politik und 
sind, im Falle Ihrer Behinderung an der persönlichen Theilnahme an einer 
Sitzung des Staatsministeriums, befugt, Ihr Votum in den die Interessen 
des Reichs berührenden Angelegenheiten, unter Ihrer Verantwortlichkeit, durch 
den Präsidenten des Reichskanzleramts, Staatsminister Delbrück, abgeben zu 
lassen. Der Vorsitz im Staatsministerium geht an den ältesten Staatsminister 
über. Das Staatsministerium habe ich hiervon in Kenntniß gesetzt. Berlin,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.