Oesterreich-Angarn. 253
von einem lebhafteren Gefühle der Pflicht durchdrungen wäre, als der Kaiser
von Oesterreich. „Aus diesem Bewußtsein können die Herren volle Beruhigung
darüber schöpfen, daß Se. Maj. gewiß in keinem Fall etwas unterlassen würde,
was ihm seine Stellung als katholischer Souverän zur Pflicht machen sollte.
Aber die Herren werden begreifen, daß eben dieses Pflichtgefühl Sr. Mcaj.
das Wohl seiner Unterthanen, und daher die Erhaltung des Friedens der
Monarchie, welche die Vorsehung ihm anvertraut, als seine allererste Aufgabe
erscheinen lasse.“ Was ihn, Sr. Maj. Minister, betreffe, so kennen die Herren
sein Programm: es ist der Frieden nach innen und außen: er könne daher
den Anschauungen der Herren nicht beipflichten, und finde sich nicht berufen
von dieser Richtung abzugehen. „Sie wissen, meine Herren“, fuhr der Mi-
nist ungefähr fort, „ich bin ein Freund der klaren Situationen. Ihre Vor-
stellungen werden nur dann klar, wenn Sie in einen praktischen Vorschlag
auslaufen. Erlauben Sie mir daher, daß ich bezüglich dessen, was Sie von
der Occupation gesagt, die praktische Frage an Sie richte: sind Sie der Mei-
nung, daß es unsere Aufgabe wäre, nach Italien einzumarschiren 7" Der
Sprecher der Deputation erwiederte: daß es über die Grenzen seiner Aufgabe
gehe, sich über eine solche Frage zu äußern, worauf Graf Andrassy bemerkt:
die Kritik sei eben hier leichter als positive Vorschläge, womit er Übrigens
den Herren keinen Vorwurf uachen, sondern eben nur die Sachlage consta-
tiren wolle.
15. Jaon. (Ungarn: Croatien.) Eröffnung des Landtags. Die nationale
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Partei hat in demselben entschieden das Uebergewicht.
„ (Oesterreich.) Reichsrath, Abg.-Haus: setzt auf den Antrag von
Hekbst einen Verfassungsausschuß nieder zur Berathung der in der
Thronrede angekündigten Vorlagen, welche eine Abänderung der Ver-
fassung bezwecken, sowie der in derselben Hinsicht aus der Mitte des
Hauses gestellten und etwa noch zu stellenden Anträge. Der Ausschuß
wird aus 30 Mitgliedern bestehen. Die galizische Landtagsresolution
(Antrag Zyblikiewicz) wird demselben sofort überwiesen.
„ (Ungarn: Croatien.) Der Landtag wird schon wieder aufgelöst
durch ein kaiserliches Rescript, worin erklärt wird, daß im Hinblick
auf die im September erlassene Kundgebung der Landtagsmitglieder
und der darin verneinten Legalität der Ausgleichsgesetze von diesem
Landtag kein gedeihliches Wirken zu erhoffen sei.
„ (Oesterreich.) Der Kaiser nimmt die Antwortsadresse des Abg.=
Hauses kalt entgegen.
„ (Oesterreich.) Reichsrath, Abg.-Haus: Der Verfassungsausschuß
setzt ein Subcomité von 7 Mitgliedern behufs Behandlung der gali-
zischen Frage nieder.
„ (Ungarn.) Der Ministerpräsident Graf Lonyay ruft neuerdings
croatische Vertrauensmänner behufs einer Verständigung nach Pesth ein.
5. Febr. (Ungarn.) Der Versuch eines Ausgleichs mit Croatien schei-
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tert abermals.
„ (Oesterreich.) Reichstag, Abg.-Haus: Die Regierung legt dem-
selben als erste Maßregel gegen die Föderalisten ein Nothwahlgesetz vor: