Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dreizehnter Jahrgang. 1872. (13)

Allgemeine Chronik. 23 
16. Sept. (/Oesterreich-Ungarn.] Eröffnung der Delegationen in Pesth. Das den- 
selben vorgelegte Budget für 1873 weist eine sehr starke Mehrforderung für 
das Militär auf. 
18. „ (Schweden und Norwegen.] König Karl XV. k. Sein Bruder folgt 
ihm als Oskar I. 
19. „ [Deutschland: Bayern.] Die Versuche des Hrn. v. Gasser, ein gemäßigt 
partikularistisch -patriotisch -clericales Ministerium zu bilden, haben ein kläg- 
liches Ende genommen. Der König entbindet ihn seines Auftrags. Das bis- 
herige Ministerium bleibt und der Finanzminister v. Pfretzschner übernimmt 
das Auswärtige sowie den Vorsitz. 
20. „ (Deutschland.] Conferenz der deutschen Bischöfe in Fulda. Dieselben be- 
schießen, eine Denkschrift „Über die gegenwärtige Lage der katholischen Kirche 
im deutschen Reiche“ allen Negierungen üÜberreichen zu lassen. 
„ „ (Dänemark.] Allgemeine Wahlen zur II. Kammer: die mit den Conser- 
vativen verbündeten Nationalliberalen unterliegen, mit zwei Fünftel gegen drei 
Fünftel der Gewählten, der Partei der Linken. 
21. „ [England — Vereinigte Staaten.] Der deutsche Kaiser enischeidet als 
Schiederichter in der sog. San Juanfrage zu Gunsten der Verein. Staaten. 
24. „ [Oesterreich-Ungarn.] Der Minister des Auswärtigen, Graf Andrassy, 
spricht sich in der österreich. Delegation offen und einläßlich über die freund- 
schaftlichen Beziehungen zum deutschen Neich, zu Italien und neuerdings auch 
zu Rußland aus. 
„ Griechenland.] Das Ministerium Deligeorgis richtet bez. der Laurion- 
frage ein Memorandum an die Mächte. Die Gesandten Frankreichs und Ita- 
liens nehmen eine drohende Haltung an; die Übrigen, namentlich diejenigen 
Rußlands und Oesterreichs, suchen zu vermitteln. 
25. „ Deutschland: Preußen.] Der Cultminister kündigt dem Bischof von Er- 
meland an, daß die Staatsregierung in Folge seiner Renitenz gegen die An- 
erkennung der Staatsgesetze in ihrem vollen Umfange vom 1. Oktober an die 
Temporaliensperre gegen ihn verhängt habe. 
26. „ (Oesterreich-Ungarn.] Der Budgetausschuß der österreichischen Dele- 
gation, in dem die hervorragendsten Führer der Verfassungspartei sitzen, trägt 
auf Nichtbewilligung der großen Mehrforderung für die Armee an, obgleich 
sowohl das gemeinsame Ministerium als die Regierungen beider Reichshälften 
dem Kaiser das Wort gegeben haben, diese Mehrforderungen nach allen Seiten 
und auf's nachdrücklichste zu unterstützen. Die Presse der österreichischen Ver- 
fassungspartei ist denn auch mit dem Vorgehen ihrer Führer meist nicht ein- 
verstanden, da es möglicher Weise die obschwebende Wahlreformfrage gefähr- 
den könnte. 
„ Schweiz.] LConflikt der Regierung von Genf mit dem Bischof . p. Mer- 
millod. Der Staatsrath will ihn nur als Pfarrer von Genf, nicht aber als 
Generalvikar des Bischofs von Lausanne für Genf, also thatsächlich als Bi- 
schof von Genf anerkennen. Mermillod beharrt und beruft sich auf den Papyst. 
Die Regierung entsetzt ihn deßhalb seiner Stelle als Pfarrer von Genf und 
untersagt ihm jede weitere Funktion. 
28. „ [Deutschland.] Beginn der Arbeiten für die Neubefestigung von Straß- 
burg, während der großartige Ausbau der Festung Metz bereits in vollem 
Gange ist. 
„ [Dänemark, Schweden und Norwegen.] Die seandinavische Münz- 
commission in Kopenhagen verwirft den Antrag, sich dem neuen deutschen 
Münzsysteme anzuschließen, und schlägt den Regierungen die Einführung eines 
eigenen gemeinsamen Münzsystems vor.
	        
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