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die Stille wieder ein, so ist eine weitere Silbe das Zeichen zu einem neuen
Gebrüll. Vergebens sucht der Sprecher die Ruhe herzustellen. Seine An-
strengungen werden nicht beachtet. Inzwischen steht der Angefochtene wie ein
Fels im Meere und behauptet seinen Platz, benützt auch eine momentane
Pause, um sich selbst als theoretischen Republikaner zu bekennen. Ein neues
Wuthgeschrei erfolgt, und während einiger Minuten ist schlechterdings nichts
vernehmlich, als ein wüstes Getlimmel, in welchem das, im Unterhause nur
selten gehörte, Zischen scharf durchdringt. Darauf verläßt eine bedeutende An-
zahl von Mitgliedern der Opposition ihre Plätze, und es werden ernstliche
Versuche gemacht, das Haus auszuzählen. Allein damit ist anscheinend der
Regierung nicht gedient, und dreimal nacheinander wird das Experiment ver-
geblich gemacht. Endlich, als nichts helfen will und auch das tollste Geheul
den Redner nicht zum Schweigen bringen kann, bringt Lord E. Cecil dem
Sprecher förmlich zur Kenntniß, daß Fremde im Hause seien. Auf diese Mit-
theilung bleibt nichts anderes Ubrig, als die Gallerien zu räumen, und un-
gefähr eine Stunde bleibt das Haus sich selbst überlassen. Während dieser
Zeit spricht ungeachtet aller möglichen Unterbrechungen — ein irischer Baronet
soll sich hinter dem Stuhle des Sprechers durch das täuschendste Hahnenkrähen
hervorgethan haben — Hr. Herbert. Ein Antrag auf Vertagung wird mit
261 gegen 23 Stimmen abgelehnt. Als die Stenographen wieder zugelassen
werden, ist man eben mit diesem Antrage beschäftigt, und es nimmt darauf
das Wort Prof. Fawcett, sonst auch einer von den vorgeschrittensten Radi-
calen des Hauses, der aber wegen jeiner Mißbilligung der Dilke'schen Neden
in der Provinz gegen den Antrag stimmen zu müssen erklärt, besonders auch
aus dem Grunde, weil die Frage des Republikanismus nicht an eine so elende
Veranlassung wie ein Zank über den kgl. Hofstaat geknüpft werden dürfe.
Endlich kommt es über den Antrag zur Abstimmung: gegen denselben 276
Stimmen, dafür außer dem Antragsteller und seinem Sekundanten nur Sir
W. Lawson und Anderson (Glasgoy).
20. März. Unterhaus: Gladstone lehnt die Einmischung des Parlaments
25.
in die weitere Behandlung der Alabamafrage gegenüber dem Genfer
Schiedsgericht wiederholt und sehr entschieden ab.
„ Unterhaus: Der Schatzkanzler legt das Budget vor, welches die
Ausgaben auf 71,313,000, die Einnahmen auf 74,915,000 Pf. St.
veranschlagt, mithin einen Ueberschuß von 3,602,000 Pf. St. ergibt.
Der Schatzkanzler schlägt eine Herabsetzung des Eingangszolles auf
Kaffee und Cichorie, sowie der Accise für Cichorie um die Hälfte vor,
ferner Verminderung der Einkommensteuer um 2 Pence, Abschaffung
der Haussteuer für Speicher, Comptoire und Läden, deren Jahres-
miethe unter 20 Pf. St. geschätzt wird. Hiedurch wird der Ueber-
schuß des vorjährigen Staatshaushalts auf 362,000 Pf. St. redu-
cirt. Die Staatsschuld hat sich seit 1869 um 12,740,000 Pf. St.
vermindert und beträgt nun 792,746,000 Pf. St.
„ Unterhaus: genehmigt die vom Schatzkanzler vorgeschlagenen Steuer-
ermäßigungen in Folge der Ueberschüsse des vorjährigen Staatshaus-
haltes.
„ Die Bewegung unter den ländlichen Taglöhnern in der Grasschaft
Warwick führt zur Bildung eines den Gewerkvereinen nachgebildeten
Verbandes, welcher in einer zu Leamington abgehaltenen Versammlung