462 Die päpstliche Curie.
bekannten heftigen Aeußerungen des Papstes Über Deutschland und seine Ne-
gierung veröffentlicht wurden.
3. Juli. Der Papst bestätigt in seiner Antwort auf die Adresse einer
Deputation der Nectoren und Zöglinge an zehn ausländischen Priester-
seminarien und des internationalen Seminars der Propaganda seine
früheren Aeußerungen über Deutschland:
„Empfehlet dem Herrn auch den Papst, eure Heimath, empfiehlt ihm Deutsch-
land, Über das ich schon einmal gesprochen habe und nichts weiter sagen will,
denn sie ärgern sich darüber; doch es ist unnütz, denn stets werde ich dasselbe
sagen und wiederholen, trotz alles Grolls.“
13. „ Der Papst äußert zu einer Deputation der ehemaligen Beamteten
des päpstlichen Handelsministeriums: (
„Wenn wir bei den Regierungen Europa's anklopfen wollen, so find die
Werke Aller gerade denen entgegen, von welchen Jefus Christus zu St. Jo-
hannes Schülern sprach. Die Werke sehet ihr alle, die Werke einer sogenannten
Regierung in Italien, einer sogenannten Regierung in Madrid, einer sogenann-
ten Regierung in Paris; schauet, beobachtet diese Werke, und dann saget, was
wir von dieser Welt hoffen können. Wir können keine Hülfe von den Regie-
rungen erwarten, sondern nur von Gott!"
29. „ Der Papst ernennt wieder 7 italienische Bischöfe.
4. Aug. Die Clericalen unterliegen bei den Gemeindewahlen in Nom trotz
aller Anstrengungen, und ebenso in einer Reihe anderer großer Städte,
wie Venedig, Verona 2c.; dagegen siegen sie in einer Anzahl kleinerer
Städte, wie Nola, Gaeta 2c. und theilweise wenigstens auch in Neapel.
20. „ Der Papst läßt das Schloß in Pau (Frankreich) besichtigen für
den Fall, daß er sich entschließen sollte, Rom zu verlassen.
12. Oct. Der Papst lehnt den Empfang der ihm durch das italienische
Garantiegesetz ausgesetzten Civilliste im Betrage von 3,225,000 Lrs.
auch dieses Jahr wieder, wie schon im vorigen, ab.
Die clericalen Blätter behaupten, daß der jährliche Ertrag des Peters-
pfennigs diese Civilliste um das Drei= und Vierfache übersteige, so daß der
Papst dieser Civilliste nicht bedürfe. Der Papst könne warten.
13. Oct. Der Papst hält an eine Deputation der Transteveriner eine An-
sprache voll scharfer Ausfälle direkt gegen den König von Italien.
Die italienischen politischen Blätter sind Übereinstimmend der Meinung,
daß eine solche Haltung des Papstes nachgerade doch geradezu unerträglich
werde. Sie wollen wissen, selbst Antonelli habe darüber seinem Herrn Vor-
stellungen gemacht und die Ansicht ausgesprochen, daß, wenn auch Sr. Heilig-
keit die Wahl der Worte freistechen müsse, doch bei der nachherigen Veröffent-
lichung durch die Presse einige leichte Censurstriche wohl angebracht sein möchten.
Allein der Papst habe diese Vorstellungen sehr unsanft abgewiesen. Er habe
seinem Staatssekretär erklärt, gerade daran liege ihm, daß seine Ansprachen
die allerausgedehnteste Verbreitung erhalten; und um jeder etwaigen Censur
seiner Worte von Seilen des Ministers vorzubeugen, habe der Papst aus-
drücklich die Directoren von zwei katholischen Zeitungen aufgefordert, jedes-
mal am Tage eines Empfangs Berichterstatter in den Vatikan zu senden,
um in aulhentischer Weise jedes Wort von den Lippen Sr. Heiligkeit entgegen