522 Die ottomannische Pforte.
Kaisers und stirbt auf der Rückreise. Als Minister des Ausw. tritt
Kalil Scherif Pascha, der bisherige Gesandte in Wien, an seine Stelle.
29. Sept. Die griechische Synode unter dem Vorsitze des Patriarchen von
Konstantinopel erklärt einstimmig die Bulgaren für schismatisch und
läßt den Spruch in der Patriarchatskirche feierlich verkünden. Somit
sind also der bulgarische Exarch und sämmtliche von ihm ernannte und
geweihte Erzbischöfe, Bischöfe 2c. für Häretiker erklärt und ist jede
Brücke der Verständigung mit ihnen abgeschnitten.
— „ (Uegypten.) Der Sultan übersendet dem Khedive einen Ferman
über die ihm während seiner Anwesenheit in Konstantinopel gemachten
Concessionen.
Derselbe bestätigt den älteren zur Zeit Fuad Pascha's ausgestellten Ferman
vom Jahr 1867 in allen Punkten und hebt die Beschränkungen Ali Pascha's
in dem späteren Ferman vom Jahr 1869 in Betreff der Befestigungen am
Suez-Canal, der Anleihen, der Truppenmacht und Marine wieder auf. Der
Khedive hat dagegen eine Erhöhung seines bisherigen Tributs um 500,000
Lire (3 Mill. Thaler) versprochen, falls die Pfortenregierung ihm gestattet,
d. h. sich nicht widersetzt, daß er sich Abessiniens oder mindestens des nörd-
lichen Theiles dieses Landes bemächtige.
6. Oct. (Serbien.) Eröffnung der Skupschtina (Nationalversammlung)
in Kragujevaz. Thronrede des jungen Fürsten. Die Versammlung
erläßt auf dieselbe eine sehr loyale Antwortsadresse.
19. „ Mithad Pascha wird als Großvezier schon wieder abgesetzt und
durch Mehemed Ruschdi Pascha ersetzt. Der Sultan beginnt mehr
und mehr ein rein persönliches Regiment nach jedesmaliger Laune und
den wechselnden Einflüssen des Serails.
7. Nov. Da der Patriarch von Jerusalem seine Zustimmung zu dem Be-
schluß der griechischen Synode gegen die Bulgaren verweigert, so wird
er von seiner eigenen Synode seines Amtes entsetzt. Derselbe prote-
stirt, muß sich aber schließlich dem Spruch unterwerfen. Der Sultan
bestätigt die Wahl des neuen Patriarchen.
17. Dez. (Rumänien.) II. Kammer: lehnt ein Mißtrauensvotum gegen
das Ministerium bez. der Eisenbahnen ab und ertheilt demselben viel-
mehr ein Vertrauensvotum mit 86 gegen 25 Stimmen. Der Senat
lehnt auch seinerseits ein Mißtrauensvotum mit 28 gegen 12 Stim-
men ab.
31. „ (Rumänien.) II. Kammer: das ratificirte Budget für 1873
weist gegen den ursprünglichen Entwurf eine Mehreinnahme von 12 Mill.
Lire aus und wird von der Kammer genehmigt.