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Emaneipation, der Unterdrückung der Revolution, die Herstellung gleicher
Rechte, der festen und doch großherzigen Weise, mit welcher die aus der Re-
bellion hervorgegangenen Unordnungen behandelt worden seien, der Befolgung
einer weisen Politik gegenüber den Indianern, der Entwicklung der Pacific-
bahnen und der Ermuthigung der Auswanderung. Das Propramm hebt
weiter hervor, daß der Nationalceredit aufrecht erhalten und die Schuld be-
deutend vermindert worden sei, während auswärtige Schwierigkeiten eine ehren-
hafte Beilegung gefunden hätten. Das Volk dürfe daher in seinem Vertrauen
auf eine Partei, welche derartige Erfolge erzielt habe, nicht schwanken. Das
Programm spricht sich für zwangsweise DurchfÜUhrung des Amendements zur
Verfassung aus und für Aufrechthaltung eines ehrenvollen Friedens mit den
auswärtigen Nationen, befürwortet ferner Reform des civilen Staatsdienstes
und Einstellung der Landschenkungen an Körperschaften. Die Staatseinkünfte
sollen auf einer genügenden Höhe gehalten werden, um einen mäßigen Ueber-
schuß für die Verminderung der Nationalschuld zu bieten, und zwar sollen
sie, mit Ausnahme von Spirituosen und Tabak, aus den Einfuhrzöllen her-
geleitet und so geregelt werden, daß sie die heimische Industrie fördern. In
bürgerlichen, politischen und religiösen Dingen soll vollständige Freiheit herr-
schen, ohne alle Rücksicht auf Glaubensbekenntniß, Race oder Farbe. Das
Frankatur-Privilegium der Congreßmitglieber soll abgeschafft, das Briefporto
vermindert, die Baarzahlung baldigst wieder ausgenommen und der öffentliche
Credit sorgsam gepflegt werden. Die Frage des weiblichen Stimmrechts soll
mit der nöthigen Achtung in Erwägung gezogen werden. Das Programm
billigt die Handlungsweise der Regierung dem Süden gegenüber, und gibt
zum Schluß seinem Vertrauen auf den bescheidenen Patriotismus, das gesunde
Urtheil und die praktische Klugheit des Präsidenten Ausdruck.
10. Juni. Die Unionsregierung lehnt den Antrag Englands auf Vertagung
des Genfer Schiedsgerichts ab (s. England).
15. „ Das Genfer Schiedsgericht weist die indirekten Ansprüche der
Union in der Alabamafrage ab. Die Union erklärt sich damit ein-
verstanden (s. England).
20. „ Die Führer der liberal-republikanischen Partei treten neuerdings
über die Frage der Aufrechthaltung der Candidatur Greeley, die in
großen Kreisen keinen Anklang findet, in Berathung und entscheiden
sich schließlich doch für die Aufrechthaltung. Ein Brief des Senators
Schurz erklärt sich neuerdings auch für das Zusammengehen mit den
Demokraten gegen Grant.
H. Juli. Die Convention der demokratischen Partei in Baltimore erklärt
sich mit überwältigender Mehrheit für die von der liberal= republika-
nischen Partei in Cincinnati für die Präsidentenwahlen aufsgestellten
Candidaten und genehmigt ebenso auch das in Cincinnati angenom-
mene Programm. «
— „ Der Finanzminister Boutwell kauft dem ehemaligen Rebellengeneral
Pickett um die Summe von 75,000 Dollars das Archiv der Confö-
derirten ab, das bisher in Canada verwahrt war.
UAug. Die Aussichten Greeleys für die Wahl zum Präsidenten sind
in der öffentlichen Meinung entschieden im Sinken begriffen.
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