Full text: Europäischer Geschichtskalender. Siebzehnter Jahrgang. 1876. (17)

                      Allgemeine Chronik.                                15 
18. Mai. [Deutschland: Preußen.] Herrenhaus: genehmigt. die Uebertragung 
der preuß. Staatsbahnen an das Reich mit 52 gegen 26 Stimmen. 
[Pforte.] Die beiden in Salonichi ermordeten Consuln werden 
feierlich beerdigt. Die fremden Kriegsschiffe sind dabei im Hafen in 
Schlachtordnung aufgestellt und der Leichenzug wird von 2000 Mann 
fremden Truppen begleitet. 
19. „ (Frankreich.) Dep.-Kammer: verwirft den Antrag der äußersten 
Linken auf Erlaß einer allgemeinen Amnestie für die Communards 
mit 394 gegen 52 Stimmen. 
20. „ [England.] Während Frankreich und Italien dem Berliner Me- 
morandum ohne Bedenken beigetreten sind, verweigert England die 
seinige und während alle anderen Mächte in Folge der Ereignisse in 
Salonichi nur einige Kriegsschiffe zum Schutz ihrer Nationalen in 
die türkischen Gewässer geschickt haben, sendet England eine ganze 
Flotte dahin, die in der Besika-Bay, unweit Konstantinopel, vor 
Anker gehen soll. Die ganze bisherige Lage der Dinge im Orient 
wird dadurch eine andere. Alle Welt erblickt darin, eine Demonstra- 
tion Englands gegen Rußland zum Schutz der Türkei. 
. [(Spanien.] Cortes: Die Regierung beantragt die  theilweise Auf- 
hebung der Fueros Navarras und der baskischen Provinzen. 
„ (Pforte.] Midhat P. wird vom Sultan zum Minister ohne Porte- 
seuille ernannt. Der Minister des Ausw. erklärt den Vertretern der 
Mächte sehr bestimmt, daß die Pforte für die Ausführung ihrer den 
Insurgenten gemachten Zugeständnisse allenfalls gewisse Garantien 
zu geben geneigt wäre, aber niemals in der Form irgend einer Art 
Aufsicht oder Controlle. 
22. . [Frankreich.) Senat: verwirft den Antrag der äußersten Linken 
auf eine allgemeine Amnestie für die Communards ohne Abstimmung. 
.[ Pforte.] Die von den Softas zum Ausdruck gebrachte Bewegung 
hat sich in Konstantinopel keineswegs gelegt. Der Sultan verläßt 
den Palast nicht mehr und empfängt Niemanden. Der gesetzliche 
Thronfolger Murad und seine Brüder werden scharf überwacht. 
23. „ [ Pforte.] Der große Ministerrath, dem alle Minister mit und ohne 
Portefeuille beiwohnen, erklärt auf den Antrag der drei leitenden 
Minister, des Großveziers, Mithad P. und Avni P., die Forderun- 
gen des Berliner Memorandums für durchaus annehmbar. 
[ Pforte: Aegyten.] Der neue europ. Appellhof verurtheilt die 
Daira ( Privatschuld  des Khedive) in einem Proceß zur Zahlung trotz 
der neuesten Decrete bez. Suspension solcher Zahlungen. Der Khedive 
protestirt gegen eine solche Beschränkung seiner Souveränetätsrechte. 
24. (Deutschland: Preußen.] Die Regierung schließt das theologische 
Convict und das Knabenseminar in Münster und belegt den mehrere 
hunderttausend Thaler betragenden Fonds für auswärtige Missionen 
mit Beschlag. Dagegen haben die Nachforschungen nach dem ver- 
schwundenen Diöcesanvermögen bisher noch zu keinem Resultate geführt. 
. ( Italien. ) Die Regierung verfügt neue Absetzungen von Prä- 
fecten, Unterpräfecten und Staatsanwälten; noch mehrere werden ver- 
setzt. Die Veränderung im Personal der höheren Verwaltung ist 
nachgerade doch eine ziemlich gründliche.  
„ „ (Spanien.] Cortes: haben bereits den ganzen Verfassungsentwurf 
durchberathen und angenommen. 
„ „ [Schweiz: Bern.) Die Regierung. erläßt, um dem Mißbrauche
	        
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