Allgemeine Chronik. 19
22. Juni. [Deutschland: Baden.] J. und II. Kammer verständigen sich bez.
des Gesetzentwurfs betr. die Einführung paritätischer Volksschulen.
„ „ (Spanien.] Senat: hat den Verfassungsentwurf gleichfalls durch-
berathen und angenommen und nimmt auch die Vorlage der Regie-
rung betr. theilweise Aufhebung der Fueros Navarra's und der bas-
kischen Provinzen mit 94 gegen 9 Stimmen an.
23. „ [Deutschland: Preußen.)] Abg.-Haus: die Anzeige von der Er-
nennung Hofmann's und Bülow's zu preußischen Staatsministern
ruft eine sehr ernste Debatte hervor. Das Haus beschließt, die Frage
der Justizcommission zu reiferer Prüfung zu überweisen. — Die Re-
gierung schlägt demselben den Ankauf der Berlin-Dresdener Bahn
vor. Der Schritt ruft in Sachsen vielfach große Unzufriedenheit
hervor.
23.— 20. „ (Italien.] II. Kammer: „genehmigt die Basler Convention
mit 344 gegen 35 Stimmen. Die oberitalienischen Bahnen gehen
damit in das Eigenthum des Staates über. Doch wird mit 251
gegen 163 Stimmen beschlossen, voß der Betrieb der Bahnen der
Privatindustrie überlassen werden
. „ [ Dänemark.] Folkething: lehnt die, Befestigungsvorlage der Regie-
rung neuerdings mit der Erklärung ab, daß es bereit sei, ca. 30
Mill. zu Befestigungszwecken zu verwenden, wenn von der Befestigung
Kopenhagen's abgesehen werde, und ertheilt dem Ministerium Estrup
mit 62 gegen 24 Stimmen ein nachdrückliches Mißtrauensvotum.
Das Thing wird darauf von der Regierung ohne weitere Erklärung
sofort geschlossen.
27. „ (Deutschland: Preußen) Abg.-Haus: lehnt alle Beschlüsse des
Herrenhauses zur neuen Städteordnung, die denen des Abg.-Hauses
entgegenstehen, ab. Die Nationalliberalen und die Fortschrittspartei
gehen darin entschieden Hand in Hand.
" " [Pforte: Herzegowina.] Die In Jnsurgenten erklären den Fürsten von
Montenegro zu ihrem Fürsten
.[ „Verein. Staaten.] Die democratische Partei hält ihren National=
convent in St. Louis, wählt den Gouverneur Tilden von New-York
zu ihrem Präsidentschaftscandidaten und setzt das Parteiprogramm fest.
28. [Deutschland: Preußen.] Der kgl. Gerichtshof für kirchliche Ange-
legenheiten entsetzt den Ergbischof von Cöln seines Amtes und erklärt
den erzbischöflichen Stuhl für erledigt.
„ „ [ Pforte: Bosnien.) Die Insurgenten erklären den Fürsten von
Serbien zu ihrem Fürsten.
„ [ Pforte: Serbien.] Serbien richtet an die Pforte eine Art Ulti-
matum, worin die Vereinigung Bosniens mit Serbien unter der
Oberherrschaft der Pforte gefordert wird.
29. [ Deutschland; Preußen.] Herrenhaus: beharrt auch seinerseits gegen-
über dem Abg.-Hause auf seinen Beschlüssen bez. der neuen Städte-
ordnung, Das Gesetz fällt damit für diese Session.
30. [ Pforte.] Deutschland und Frankreich protestiren auch gegen das
zweite Urtheil des Kriegsgericht im Proceß bez. des Consulmordes
in Salonichi. Die Türken wollen offenbar die Schuldigen nicht an-
gemessen strafen. Dieselben werden von der Pforte statt bestraft.
vielmehr belohnt, namentlich der Hauptschuldige Schefket Pascha.
„„ [ Pforte: Serbien.]) Der Fürst erläßt eine Art Kriegsmanifest " an
theures Volk wider die Türken.
Ende Juni. [Deutschland.] Ein Bericht des deutschen Jurymitgliedes Prof.
Renleaux von Berlin spricht sich über die Stellung der deutschen In- 2*