Dit Geserreichisch-Ausarischr Meseri#.(October.) 255
und sieht in dem Fortbestand des Dreikoiserbündnisses eine wachsfende
Gefahr für Oesterreich.
„Man braucht, um dieß hondgeiflich; zu erkennen = meint eine solche
Stimme — nur zurückzublicken auf die Ereignisse, wie sie sich im Lauf eines
kurzen Jahrs entwickelt haben. Oesierreich mußte zusehen, wie nicht allein
der ussesa- Diplomatie Schritt vor Schritt, oder sagen wir lieber von Fall
u Fall, Vortheile errang, sondern, was noch wichtiger ist, wie die rusfische
Mechtspre unaufhaltsom an Ausbehnung gewann. Oesterreich mußte zu-
gelöst und in ein solches Verhältniß zu Nußland gebracht wurde; es mußle
zusehen, wie die serbische Armee lan ziom russificirt ward. Aehnlich ging es
mit Montenegro, welches noch in Keiner früheren Periode so vollständig in
die Gewalt der russischen Agenten und Militärs gebracht worden. rner
mußte Oesterreich zusehen, wie Rumänien, welches Monate hindur sein
Gebiet dem TDurchzug russischer „Freiwilligen“ öffnele, eine Mobilisirung im
Interesse Rußlands anordnete. Von dem Augenblick an wo russische Trup-
penkörper sich am Pruth sammeln, steht Rumänien zu Rußland in dem-
selben Verhöltniß wie Serbien. Das alles vollzieht sich unter unsern Augen
langsom und stetig und unter den Auspicien des Trei-Kaiser-Bundes. In
Bunelben. Maße wie der russische Einfluß an Terrain gewann, wurde der
österreichische zurückgedrängt. und wer heute noch redet von einem „Ufler-
reichischen Donaustrom, der muß, wenn er anders Leneigt ist mit Thatlachen
zu rechnen, bei Alt-Orsowa, wenn nicht schon bei Semlin, Halt wagen
Das isi eine sehr schwach- Kröstung, die beut. in einem hochofficiösen
liner Briefe der „Pol. C. erabreicht wird, daß es im Grunde gleich-
Siltig sei, wem # Münengan der Donau angehört. Die Mündun-
en und der ganze Strom hätten heutzulag einen internationalen Charokter!?
Es fieht fürwahr in der Wirklichkeit nicht so aus. Sobald das Donau-Delta
wiederum in der Gewalt Rußlands ist, tritt Rumänien von selbst in ein noch
untergeordneteres Verhältniß zu Rußland; die Bulgarei soll, gleich Serbien,
ein russisches Vicekönigthum werden, und der Strom auf der ungeheuren
Ausdehnung zwischen diesen Gebieten wird unvermeidlich ein russischer Strom
werden, auf welchem Rußland dem Verkehr dieselben Chikanen bereiten kann,
die es ihm an der preußischen Gränze bereitet. Das ist das Ziel, welches
Rußland langsam und umsichtig und immer unter den Auspicien des Drei-
Kaiserbundes anstrebt. Aber noch ganz andere Calamitäten erwuchsen Oester-
reich aus der 4½ -eschöftsverbindung Die panflavistischen Pioniere
Rußlands griffen auf osterwiichische Gebiet hinüber und konnten ihr Un-
wesen treiben im Banat, an der Moldau und am Dniester. So wuchsen
die inneren Shwierigleiten. mit denen Oesterresch heute zu rechnen hat.
Damit nicht genug, lockte der russische „Verbündete“ einen guten Freund
im Süden herbei, und in Italien fing man an, kaltblütig zu berechnen, ob
man im Fall einer Action der „verbündeten Mächte“ im Orient eine „Com-
pensation“ am Fuße der Alpen, oder am Strand der Adria zu suchen habe.
Auch diese sonderbare Aspiration entstand und entwickelte #ch unter dem
weiten Deckmantel des unerschütterli en“ Drei-Kaiserbundes. Da ist wohl
die Behauptung gerechtsfe rkigt, daß Oesterreich mit keinem anderen Bündnisse
chlechtr hätte fahren können. Und denn ist der Kaiserstaat, wie heute
mge Dinge liegen, kaum im Stande, sich von dieser langsam würgenden
zrrnin loszusagen. Es ist jedenfalls so lange nicht möglich, als
Deutschland an Winer nee Intimität zu Rußland fentball. Würte e
Oesterreich sich von dem Drel-Kaiserbunde lossagen, dann sehte es sich d
Gefahr aus, Rußland und Teutschland zu offenen Gegnern zu erhalten, uns