Full text: Europäischer Geschichtskalender. Siebzehnter Jahrgang. 1876. (17)

                             Allgemeine Chronik.                               25 
daß sie dabei nicht bloß den österreichischen Waffen begegnen würden. 
Die italienische Regierung dementirt alle dergleichen Pläne und auch 
die Presse ist klug genug, die ausgestreckten Fühlhörner alsbald zu- 
rückzuiehen.  
Anf. Okt. [ Griechenland.]) In Athen und mehreren anderen Städten finden 
Volksversammlungen statt und bilden sich Actionscomité's, um von 
der Regierung schleunige Maßregeln für Verstärkung des Heeres zu 
verlangen. In allen Städten des Landes werden dazu freiwillige 
Beiträge gesammelt und auch die Griechen im Auslande zeigen sich 
wieder sehr freigebig. 
2. [Rußland.] Der Kaiser in Livadia. Derselbe ist vom Fürsten 
Gortschakoff und der ganzen diplomatischen Suite, wie es bei seiner 
dießjährigen Reise nach Deutschland der Fall war, begleitet. — Der 
russische Botschafter in Konstantinopel, General Ignatieff, schifft sich 
mit seiner Familie in Livadia ein, um endlich wieder auf seinen 
Posten in Konstantinopel znrückzukehren. — Der Kaiser beruft Gort- 
schaloff, Ignatieff und seine tüchtigsten Minister und den Thron- 
folger zu einer Berathung zu sich nach Livadia. Auch England, 
Oesterreich und Deutschland schicken ihre Botschafter dahin. Ignatieff 
kehrt darauf nach Konstantinopel zurück. 
„ „ [ Dänemark r"). Eröffnung des Reichstags ohne Thronrede. So- 
wohl im Folkething als im Landsthing werden die bisherigen Prä- 
sidenten wieder gewählt. Im erstern gehören dieselben der Opposition, 
in letzterem der Partei der Regierung an. Die Stellung der beiden 
Thinge zu einander bleibt also dieselbe wie bisher. 
. . (Pforte.]) Der große Pfortenrath beschließt, alle bindenden Re- 
formverpflichtungen für die 3 Provinzen Bosnien, Herzegowina und 
Bulgarien allein abzulehnen. Der Krieg gestaltet sich aus Seite der 
Muhammedaner immer mehr zu einem völligen Glaubenskrieg. 
3. [Pforte — Rußland.] Rußland ladet die Mächte durch Cirular- 
depesche ein, der Pforte einen zweimonatlichen Waffenstillstand gerade- 
zu aufzulegen, um den Mächten Zeit zu lassen, sich über weitere 
Schritte zu verständigen. 
5. „ ([Deutsches Reich.] Der gewesene Botschafter Graf Harry Arnim 
wird vom Berliner Kammergericht wegen Landesverrath ect. (durch 
seine Schrift Pro nihilo) zu 5 Jahren Zuchthaus verurtheilt. 
7. „ [Italien.]) Ein bet Decret löst die II. Kammer auf und ordnet 
die Neuwahlen auf den 5.— 12. November an. 
8. „ (Frankreich.) Die Wahl der Maires in den 33,000 Gemeinden 
sällt für die Republikuner ziemlich günstig aus: viele von der Kampfes- 
regierung Broglie abgesetzte Maires werden jezt wiedergewählt. 
. „ [ Pforte: Montenegro.] Die Montenegriner greifen die türkischen 
Truppen unter Mukhtar Pascha an und zwingen dieselben, mit em- 
pfindlichem Verluste über die montenegrinische Gränze zurückzugehen. 
5. „ (Frankreich.) Dep.-Kammer: Budgetcommission: genehmigt einen 
ich ereitenden Bericht Gambetta's, der im Princip die Einführung 
der Einkommensteuer verlangt und sämmtliche Werthe, auch die Rente, 
zu derselben heranziehen  will. 
12. [ Pforte:: Serbien.) Die Pforte lehnt einen bloß sechswöchigen  
Waffenstillstand defintiv ab und will sich nur auf einen solchen 
um 15. Marz 1877 einlassen. Die übrigen Mächte erklären 
dazu geneigt, Rußland aber entschieden nicht. 
14. „ [Dänemark.] Folkekhing: lehnt das ihm von der Regierung
	        
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