Full text: Europäischer Geschichtskalender. Siebzehnter Jahrgang. 1876. (17)

414 Bie Schweiz. (Juni 30. — Aug. 24.) 
30. Juni. (Wallis.) Der Bau des Bahnabschnitts Viege- 
Commet der Simplonbahn ist durch Subvention des Staates und 
der Gemeinden gesichert. Die Simplonbahngesellschaft will vorläufig 
über den Paß das System Fell in Anwendung bringen und schließt 
darüber mit der Rail-Central-Company in London einen Vertrag ab. 
Ueberdieß wird mit der Schweizer Westbahn über eine Fusion unter- 
handelt. 
5. Juli. Beide Räthe der Bundesversammlung schließen ihre 
Sitzungen, um erst am 4. December wieder zusammenzutreten. Das 
eidgenössische Fabrikgesetz bleibt unerledigt, da der Ständerath es 
seinerseits noch nicht in Berathung gezogen hat. 
9. Juli. Das von beiden Räthen der Bundesversammlung be- 
schlossene Militärpflichtersahsteuergesetz wird vom Volke in allgemeiner 
Abstimmung mit ca. 160,000 gegen ca. 140,000 Stimmen verworfen. 
Da auch das Geseh über die politische Stimmberechtigung der Schweizer- 
bürger und das Banknotengesetz vom Volke verworfen worden sind, so find 
also bereits drei wichtige Geseße seit der Einführung der reinen Democratie 
in die eidgenössische Gesetzgebung gefallen und dem Fabrikgesetz dürfte es, 
wie gefürchtet wird, leicht ebenso gehen. 
10. Juli. (Solothurn.) Die cantonale Schulsynode be- 
schließt, den Katechismus des Exbischofs Lachat aus den Schulen 
zu entfernen, indem sie sich auf Artikel 27 der neuen Bundesver- 
fassung stützt, welcher wörtlich sagt: „Die öffentlichen Schulen sollen 
von den Angehörigen aller Bekenntnisse ohne Beeinträchtigung ihrer 
Glanbens= und Gewissensfreiheit besucht werden können.“ 
8. August. (St. Gallen.) Der Bischof und die Ultramon- 
tanen agitiren lebhaft gegen ein neu eingeführtes Lefebuch für die 
Ergänzungsschulen des Cantons, weil es, für die Jugend beider Con- 
fessionen, nichts gegen, aber auch nichts für die speciellen Anschau- 
ungen irgend einer derselben enthält und dringen auf eine Revision 
desselben. Der Erziehungsrath weist jedoch die dießfälligen Be- 
gehren einstimmig ab. Der Bischof recurrirt an die Regierung. 
10. August. Die Generalversammlung der schweiz. West- 
bahngesellschaft genehmigt die Fusion resp. den Ankauf der Simplon- 
bahn mit 6159 gegen 2074 Stimmen. 
ç 14. August. Der Synodalrath der schweiz. christkatholischen 
Nationalkirche beschließt die Beseitigung des Titels „bischöfliche 
Gnaden;“ der Bischof foll einfach mit „Herr Bischof“ angeredet 
werden.
	        
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