Die Shutij. (Nov. 7-28.) 419
7. November, (Genf.) Regierung und Großer Rath aner-
kennen den neuen altkatholischen Bischof Herzog als solchen. Der-
selbe hat also fortan im Canton Genf allein bischöfliche Befugnisse.
12. November. (Genf.) Allgemeine Neuwahl des Großen
Rathes. Die herrschende liberal-radicale Partei erringt dabei einen
vollständigen Sieg. Die vereinigten oppositionellen Elemente der
Conservativen, der Ultramontanen und der Ultraradicalen werden
fast gänzlich aus dem Großen Rathe gedrängt, obgleich die Zahl
der abgegebenen oppositionellen Stimmzettel doch ca. 5000 gegen
ca. 7000 der Regierungspartei beträgt.
13. November. (St. Gallen.) Großer Rath: die Präfidenten-
wahl fällt mit 85 gegen 44 Stimmen zu Gunsten der liberalen
Partei; diese behauptet also auch im Großen Rath das entschiedene
Uebergewicht, während sich im Volle das Uebergewicht in neuerer
Zeit wiederholt auf die Seite der ultramontanen Partei ver-
schoben hat.
18. November. (Tessin.) Beide Parteien schicken Deputationen
nach Bern, um sich mit dem Bundesrath über einen möglichen Aus-
gleich zu vereinbaren, da sonst ein neuer, vielleicht blutiger Conflict
zwischen ihnen vorauszusehen ist und in Folge desselben die Besetz-
ung des Cantons durch eidgenössiche Truppen. Ein solcher Vergleich
kommt denn auch nach den Vorschlägen des Bundesraths wirklich
zu Stande.
Nach denselben werden die Liberalen sich nicht mehr der verfassungs-
mäßigen Einberufung des Großen Raths am 20. d. Mts. widersetzen, wäh-
rend sich dieser auf Erledigung der dringendsten Geschäfte und den Erlaß
einer neuen Wahlverordnung beschränken wird, welche in einem einzigen Ar-
tikel bestimmt, daß der Große Rath auf der Grundlage der derzeitigen schweize-
rischen Gesammtbevölkerung unter Beibehaltung der seitherigen Wahlkreise
mit geheimer Stimmabgabe in den Gemeinden stattfinden soll. Dann, wenn
diese Verordnung von der Bundesversammlung genehmigt sein wird — was
schon in der nächsten December-Sitzung gesthede kann —, soll nach ihr so-
fort ein neuer Tesfiner Großer Rath gewählt werden.
20. November. (Tessin.) Zusammentritt des Großen Rathes.
Die Liberalen bleiben demselben fern. Der Große Rath nimmt den
mit dem Bundesrath abgeschlossenen Vergleich seinerseits an.
23. November. Die vom Bundesrath eingesetzte große Gott-
hardcommission für Reconstruction des Gotthardbahn-Unternehmens
hat ihre Berathungen beendigt.
Die Herstellung einer durchaus einspurigen Berglinie wurde verworfen,
vielmehr sollen alle Strecken, deren spätere Verbreiterung mit allzugroßen
Kosten verbunden wäre, sofort mit zweispurigem Unterbau angelegt, jed
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