8 Algemeine Chronik
und Würden, da seine Kräfte der ungeheuren Last nicht mehr ge-
wachsen seien.
1. April. (Oesterreich-Ungarn: Oesterreich.) Erster allgemeiner ösierr.
Katholikentag in Wien. Eine Adresse desselben an den Papst mit ihrem
Haß gegen das protestantische Preußen characterisirt ihn genügend.
(Frankreich.) Gerüchte von der Möglichkeit eines Staatsstreiche,
welche von Zeit zu Zeit auftauchen und von gewisser Seite geflissent-
lich genährt werden, verbreiten sich neuerdings
3. —7. April. (Frankreich.) Congreß der katholischen Vereine Frank-
reichs in Paris. Da jedoch die Regierung, gestützt auf das Vereins-
gesetz, den „Congreß" verboten und das leitende Comité von Paris
aufgelöst hat, so kann der Congreß nur als „Vereinigung von Ka-
tholiken“ auf Grund persönlicher Einladungskarten und in einem
Privathause abgehalten werden.
4. April. (Dänemark) Der Reichstag wird durch tgl. Dekret geschlossen,
ohne daß ein Budget zu Stande gekommen wär
„ „ (Oesterreich-Ungarn: Throl.) Die Neuwahlen zum Landtag
ergeben 42 Clericale und 26 Liberale. Die Städte und Marktflecken,
sowie die Curie der Großgrundbesitzer wählen fast ausschließlich li-
beral. Der Kaiser ernennt Bossi-Fedrigotti aus der liberalen Min-
derheit zum Landeshauptmann (Präsidenten des Landtags).
„ „ (Spanien.) Die Wahl der Hälfte des Senats ergibt, wie die
Wahlen in Spanien immer, ein der Regierung günstiges Resultat.
Die andere Hälfte ernennt fie selbst.
„ „ (Belgien.) II. Kammer: die Regierung sieht sich neuerdings ge-
nöthigt, die Haltung des Nuntius und alle gegen Italien gerichteten
Demonstrationen Zu desavouiren.
„ „ (Frankreich.) Der Bischof ven Nevers geht so weit, den Marschall-
Präsidenten in einem Schreiben offen aufzufordern, „mit der italie=
nischen Revolution zu brechen“ d. h. mit der italienischen Regierung
und einen Kreuzzug gegen Italien zu unternehmen.
„ „ (Dänemark.) Da kein Budget zu Stande gekommen, so erläßt der
König aus eigener Machvollkommenheit ein provisorisches Budget.
9. „ (Pforte) lehnt ihrerseits auch das Londoner Protokoll ab.
10. „ (Deutsches Reich.) Der Kaiser kann sich unmöglich dazu entschließen,
den Reichskanzler zu entlassen, beurlaubt ihn aber auf unbestimmte Zeit.
„ „ (Porte.) II. Kammer: erklärt sich mit 65 gegen 10 Stimmen noch-
mals gegen jede Gebietsabtretung an Montenegro. Der Senat schließt
sich diesem Beschlusse an.
„ „ (Verein. Staaten.) Präsident Hayes zieht die Bundestruppen aus
Südcarolina, Louisiana und Florida zurück und überliefert damit diese
Staaten den Demokraten
11.„ (Deutsches Reich.) Reichstag: der Reichskanzler theilt demselben
seine Beurlaubung und einstweilige Stellvertretung mit. Das Schrei-
ben soll demnächst zur Debatte gestellt werden. Inzwischen hat der
Präsident des preußischen Abgeordnetenhauses und einer der Führer
der national-liberalen Partei, v. Bennigsen, wiederholte Unterredungen
mit dem Reichskanzler über die Lage.
„ „ (Schweden und Norwegen.) Das norwegische Storthing lehnt
neuerdings die kgl. Vorlage betr. Theilnahme der Staatsräthe an
seinen Verhandlungen ab und faßt dagegen einen Beschluß, gegen den
die Regierung das kgl. Veto einlegt.
„ „ (England.) Unterhaus: Debatte über die orientalische Frage nach
dem Scheitern des Londoner Protokolls. Die Opposition zieht schließlich