178 HDo%s beuiiche Reich und seine einfelnen Glieder. (Nov. 22—293.)
sein in der Hondtsoche, um die es sich handelt: Bewilligung der Kirchen-
fiener ohne Entgegenkommen des Kirchenregiments in der Hoßbach'schen An-
gelegenheit, den Widerstand der vereinigten Synode zu brechen.
22. November. (Preußen.) Abg.-Haus: Budget, Etat des
Cultus:
Reichensperger erörtert die Mirkungen der Maigesetze und die Noth-
wendigkeit ihrer Revision. Petri bestreitet diese Nothwendigkeit und bemerkt:
die Maigesetze sollten lediglich das Recht des Staates gegen die Uebergriffe
der Kirche ulel- Es gebe Millionen katholischer Christen, die mit dem
Centrum nichts gemein haben wollten. Der Kampf gelte nicht der katholi-
schen Kirche, sondern der römischen Curie und ihrer vaterlandslosen Tenernz.
Redner wünscht, es möge dem Reichskanzler gelingen, den Kampf mit
durchzuführen. Windthorst (Meppen) erklärt sich gegenüber dem Vorrehe
für evision der Maigesetze, kündigt einen demnächstigen Antrag bezüglich
der Marpinger Angelegenheit an und legt dar, wie der Friede durch Wieder-
herstellung des früheren Verhältnisses zwischen Staat und Kirche wieder her-
geeit werden könne, ohne daß die Frage der Gleichstellung beider Gewalten
erührt werde. Der Erlewenine beleuchtet die Taktik des Centrums,
durch unablässige A#giift= die Gegner zu ermüden, weist die Anschuldigungen
einer rigorosen Handhabung der Gesetze zurück und deutet darauf hin, daß
die clericale Partei in ihrer renitenten Haltung durch die Hoffnung auf einen
demnächstigen Wechsel der maßgebenden Personen, speziell im Cultusministe-
rium, geleitet werde. Betreffend die Frage der Aufhebung der Mai-
gesebe erklärt er: „diese Frage sei für die Regierung absolut in-
iscutabel, und die Regierung befinde sich nicht in der Lage, einer
Aenderung der Maigesetze und auch nicht einmal der Erwägung
einer solchen Äenderung näher zu treten.“
22. u. 23. November. (Deutsches Reich.) Der Reichstags-
Abg. Dr. Bamberger aus Mainz hält in Breslau einen längeren
Vortrag über die wichtigsten sozialpolitischen Fragen der Gegenwart,
der am folgenden Tage Forckenbeck Veranlassung gibt, zu einem ein-
trächtigen Zusammengehen der liberalen Parteien zu mahnen.
Bam er geht in seinem Vortrage von der Constetirung des Un-
n ens 8 ches, troh der Herstellung ves Hecinigten n eiches, sich überall
sühlbar mache. Zwar sei in Deutschland d Verhältniß der Herrschenden
n Beherrschten seit 1866 und 1870 von ku Verdachte gereinigt, und
uen der Gegensatz, der in den kleinen Staaten im Verhältniß zur Entwick-
lung des Reiches bestand, sei beschwichtigt, vielleicht mehr, als manchem
guten deutschen Katrigten lieb ist". Bei aller Verehrung indessen für „die
starke Persönlichkeit, der wir vor allen Dingen die Schaffung unserer gegen-
wärtigen staatlichen Zustände verdanken“, übersieht der Redner nicht „den
Schatten dieser Zustände, und auch nicht, daß dieser Schatten von der Ge-
stalt des großen Mannes in die Ebene unseres Reiches fällt"“. Der nach-
theilige Zustand, daß sowohl in Preußen als noch mehr im hrutschen Reich
ein Kopf an der Spitze steht, der alles beherrschen soll, und der doch nicht
immer da sein kann, könne nicht fortdauern, man müsse einen Stellvertreter
beben. der für den Abwesenden handle. Bei dem Zaudern und der Unklar-
eit in den regierenden Regionen spiele die Furcht vor dem n dem libe-
ralen Bürgerthum stehenden Sozialismus eine große Rolle. In Teutschland
sa diese Furcht auch wohlbegründet, da hier die sozialistische Bewegung
een Massen wie in der Wissenschaft die gefährlichste Ausdehnung yoen