100 Das deulsche Reich und seine einzelnen Elieder. (Juni 13. 24.)
veräns gleichfalls unbestritten. Eine Rangordnung der übrigen Sonveräne
hal nie festgestellt werden können, und deßhalb fehlte es auch zwischen den
französischen, spanischen, englischen #K. Gesandten nicht an heftigen und nicht
jelten zu politischen Verwicklungen führenden Nangstreitigkeiten. Der west-
fälische Friedenscongreß bietet hiefür namentlich ein Beispiel. Nach Auf-
lösung des Deutschen Reiches bestimmte der Wiener Congreß, daß die Mächte
nach der Neihenfolge der Anfangsbuchstaben ihrer französischen Namen ran-
giren sollten. Es traf sich also, daß . Autriche,auch abgesehen von der
früheren deulschen Kaiserwürde, wieder den ersten RNang hatte. Auf dem
Berliner Congreß, welcher denselben Grundsatz zu befolgen hatte, würde da-
her, auch abgesehen von dem Vorsihe, die neue deutsche Kaisermacht „Alle-
magne" die erste Stelle eingenommen haben.
13. Juni. (Deutsches Reich.) Die 5 altkatholische Synode
in Bonn hebt mit 75 gegen 22 Stimmen das Cölibat ihrerseits
auf, indem sie die Verheirathung der Geistlichen für zulässig erklärt.
Einige bisher altkatholische Professoren erklären in Folge dieses Be-
schlusses ihren Austritt aus der Religionsgenossenschaft.
13. Juni. (Hessen.) I. u. II. Kammer: haben dem Majori-
tätsantrage der Commission der II. Kammer betr. Negelung der
Civillistefrage beigestimmt.
16. Juni. (Deutsches Reich.) Die verschiedenen Parteien
oder Fraktionen des Reichstags fangen an, ihre Wahlaufrufe für die
Wahlen vom 30. Juli zu erlassen. Die Sozialdemokraten beschließen
ihrerseits, nur da Candidaten aufzustellen, wo wirklich Aussicht vor-
handen sei, dieselben durchzubringen. Auch das Centralcomité der
Schutzzöllner erläßt einen Wahlaufruf behuss Förderung ihrer
Interessen.
20. Juni. Die Congreß-Verhandlungen haben eigentlich noch
nicht begonnen. Es finden vorerst noch Sonderverhandlungen zwi-
schen den Vertretern Englands, Rußlands und Oesterreichs statt.
Rußland wird mit der bisherigen Abmachung mit England nicht
davon kommen; es wird mehr opfern müssen. Deutschland zieht
sich möglichst zurück. Dagegen haben sich England und Oesterreich
entschieden genähert.
20. Juni. (Sachsen.) Das Königspaar feiert sein 25jähri-
ges Jubiläum. Die Regierung beschließt, beim Landtag den Ankauf
einer Neihe weiterer Privatbahnen für den Staat zu beantragen.
21.—24. Juni. Congreß: Erledigung der bulgarischen Frage.
Rußland muß auf seine Schöpfung im Vertrag von St. Stefano,
der ein Bulgarien nördlich und südlich des Balkans und bis aus
Aegäische Meer in Aussicht nahm, verzichten und sich mit einem
Bulgarien nördlich des Balkans zufrieden geben, der südliche Theil