Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neunzehnter Jahrgang. 1878. (19)

214 Das deulsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Dec. 22.) 
ein heller Sonnenstrahl, der dunkles Gewölk durchbricht. Inniger als je 
fühlt in der gegenwartigen Zeil gewaltsamer Trennung Hannovers Volk dem 
aut gitammien Herrscherh anse und Eurer königl. Hoheit, dem Haupte und 
en dieses Hauses, in Wlen sich verbunden, was dot Herz bewegt: Freud 
sd Leid. Können wir jetzt nicht auf dem Boden der Heimat, in dem Serbe 
der Väter Eure königl. Hoheit mit lautem Jubel- begrüßen, so quillt nur 
um so heißer das stille Flehen unseres Herzeus, daß Golt der Allmächtige 
über dem neuen Bunde schütend und schirmend seine Segenshand halten und 
daraus reiches Heil wolle erblühen lassen für das königliche Haus, wie für 
Hannovers Land und Volk bis in die fernste Zukunft hincin. Treu in 
Liebe, jest in Hoffnung, bringen wir so viel Ehrfurcht Eurer königl. Hoheit 
mit der erlauchten Brant Hannovers Gruß und Glückwunsch aus der Fer 
Duchlanchtigste, guädigste Prinzessin! In der Zeit schwerer Trübsal, mit 
elcher der Herr das hannoversche Land und Volk heimgesucht hat, hören 
wir zum ersten Male wieder eine Friedenobolschaft, die gute Botschaft, welche 
an den Namen Eurer kgl. Hoheit sich anknüpft. Begrüßen wir schon deß- 
halb diesen Namen als das vorbedenkende Zeichen einer besseren Zukunft. 
so tragen wir Eurer kgl. Hoheit die volle Liebe, die unverbrüchliche Treue 
und die ehrfurchtsvolle Ergebenheit entgegen, mit welcher wir dem ange- 
stammten Fürstenhause durch allen Wechsel von Glück und Unglück verbunden 
gebl ieben nd. In schweren Tagen haben Eure königl. Hoheit Ihr Geschick 
an das des theusen Hauptes und Erben dieses Fürstenhauses zu knüpfen be- 
schlossen, mit welchem wir gerade in solcher Zeit je länger je mehr zu fester 
und treuer Anhänglichkeit uns verbunden wissen. Wir haben daraus die 
beglückende Bürgschaft gewonnen, daß Eure königl. Hoheit dem hohen Herrn 
durch böse wie durch gute Tage in kreuer Liebe zur Seite stehen und mit 
den reichen Gaben, welche Gott Ihnen verliehen, seinem Leben Friede, Freude, 
Ehre und Schmuc bringen werden. Könnten jeht Eure königl. Hoheit in 
die Slädle und Dörser des haunoverschen Landes eingiehen, so würden Alle 
mit überwallender Freude der geliebten Braut, der erlauchten Gemahlin des 
Herzogs Ernst August enigegenjanchzen. Voll liefer Wehmuth und mit 
bitterem Schmerze entbehren wir solchen Glückes. Aber Eure bhnige. Hoheit 
Mmögen doch jetzt schon einen Einzug bei uns halten, es ist alles 
den Einzug in das Herz eines kreuen Bolkes. Weit geöffnet zum Lersitoen 
Empfange stehen seine Thore. Geruhen Eure königl. Hoheit nur huldreich 
dieser neuen Heimath sich zuzuneigen, in welcher eine in Leid bewährte Liebe 
Sie mit heißem Willkommen begrüßt." 
Von einer Rückkehr der welfischen Dynastie kann trotzdem nie 
und nimmer die Rede sein. Selbst bez. Braunschweigs ist gelegent- 
lich des Antrags Beltheim die deutsche Presse darüber einig, daß 
von einer Herausgabe des Welfenfonds Seitens des preußischen 
Abg.-Hauses erst die Rede sein könne, wenn der Prätendenk auf 
Hannover und auf Braunschweig definitiv werde verzichtet haben. 
Auch Braunschweig muß in irgend einer Form mit Preußen vereinigt 
werden, wenn auch wo möglich ohne Verlust seiner Selbständigkeit. 
22. December. (Bayern.) Die von der II. Kammer und 
vom Reichsrath niedergesetzten Ausschüsse haben alle 4 Gesetz-Entwürfe 
behufs Einführung der Reichsjustizgesetze in Bayern durchberathen, 
ihre Arbeiten beendigt,
	        
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