242 Die Oeßterreichisch· Ungarische Monarchit. (Sept. 26 29.)
haft von den früheren Deklarationen, indem sie die Eintracht mit den deut-
schen Mitbürgern sehr lebhaft betont. Auch die kurze Ansprache, welche der
neuernannte e Landmarschall- Stellvertreter Klaudy hält, athmet einen sehr ver-
söhnlichen Ton.
26. September. (Oesterreich: Böhmen u. Mähren.) Land-
tage: Die Czechen bringen in beiden den Antrag auf Erlaß einer
Adresse an die Krone ein. Der vorgelegte Entwurf ist in Böhmen
für die dentschen Mitglieder annehmbar, in Mähren dagegen ent-
schieden nicht. Beide fordern eine Nevision der Landtagswahlord-
nung im Interesse der czechischen Nation.
28. Seplember. (Ungarn: Croatien.) Eröffnung des Landtags.
Von den 72 Abgeordneten des croatischen Landtags zählen gute 7
Sechstel zur „National“ oder, richtiger gesagt, Regierungspartei; das letzte
Sechstel rroliltert sich auf die staatsrechtlichr, serbische und Starcevicianische
Opposition. Die Regierung des Banus Jvan Mazuranic wird also auch in
der nächsten dreijährigen Landtags-Periode den Ton augeben und das unter
ihrer Aegide begonnene Werk des inneren Ausbaues Croatiens fortzusetzen
Gelegenheit haben. Daß ihr dabei die insgesammt zwölf Mann zählenden
drei Oppositions-Fraltionen erhebliche Hindernisse in den Weg zu legen im
Stande sein werden, ist einerseits wegen der Compactheit und strammen Dis-
ciplin der Regierungspartei, andererseits bei dem auffallenden Mangel an
Intelligenz in den Reihen der Opposition durchaus nicht zu erwarten. Zwei
Punkte sind es, welche die Thätigkeit des Landtags haupisächlich in Anspruch
nehmen-e die Ernenerung des Ausgleichs zwischen Croatien und Ungarn und
die Einverleibung der Militärgrenge. Die letztere ist ein dringendes und auch
wesentlich gegründetes und billiges Begehren der croatischen Nationalpartei,
dem aber die Regierung wenig Neigung zeigt, zu entsprechen. Die Erneue-
rung des Ausgleichs mit Ungarn dagegen wird bei nur einigem guten Willen
von beiden Seiten ohne jegliche Schwierigkeit gelöst werden können, sofern
sich beide Theile mit der Aufrechterhaltung des Status #uo anic begnügen.
Eine Mehrforderung auf diesem Gebiete, sei es nach welcher Richtung immer,
wird in Pest gewiß tanbe Ohren sinden, da bei der durch die Occupation
bedingten und geschaffenen finangiellen Calamität für eine weitere Belastung
des ungarischen Staatssäckels zu Gunsten Croatiens keine Möglichkeit vor-
handen ist. Aber auch in Pest wird man sich nicht dem Wahne hingeben
dürsen, daß Croalien von den nach so vielen Rämpfen erworbenen Rechten
und Vortheilen auch nur ein i-Tüpfelchen aufzugeben in der Lage sei; die
Regierung und die Partei in Croatien, die solches acceptirte, würde von
einem Sturm der entrüsteten öffentlichen Meinung weggefegt werden.
29. September. (Bosnien u. Herzegowina.) In Vosnien
ergibt sich die Beste Livno, in der Hergegowina die Felsenveste Klo-
buk, der letzte Hort der Insurgenten, den Oesterreichern. — Serbien
und Montenegro entwafsnen auf ihr Gebiet übergetretene Insurgenten.
29. September. Die Schwierigkeiten, die großen Kosten und
die blutigen Opfer der Occupation von Bosnien und der Herze-
gowina haben die öffentliche Meinung sowohl diesseits wie jenseits
der Leitha vielfach in eine sehr gereizte Stimmung gegen das Unter-