Die Oesterreichisch-Augarische Monarchie. (Dec. 13—18.) 269
Abgeordneten-Haus dem Berliner Vertrage seine Zustimmung ertheilt,
erklärt es unter Festhaltung an der Adresse: es vermöge nicht die-
jenige Politik als den wahren Interessen der Monarchie entsprechend
zu erkennen, welche schon bisher unverhältnißmäßige Opfer erheischte
und in weiterer Entwicklung ernste Gefährdung der Staatsfinanzen
und dauernde Verwirrung der staatsrechtlichen Verhältnisse der
Monarchie nach sich ziehen müsse. Sturm beantragt die Nichtgeneh-
migung des Vertrages. Vei der Abstimmung werden die Anträge
Sturm und Herbst abgelehnt, dagegen der Antrag Scharschmid an-
genommen, dem Bercliner Vertrage die verfassungsmäßige Zustim-
mung zu ertheilen. Herbst meldet ein Minoritäts-Botum an. Zum
Verichterstatter wird Süß gewählt.
13 December. (Oesterreich.) Abg.-Haus: der Wehraus-
schuß (für Vorberathung der von der Negierung geforderten Ver-
längerung des Wehrgesetzes bis Ende 1879) beschließt mit 5 gegen
4 Stimmen, die Vorlage abgulehnen, bewilligt dagegen das für
1879 geforderte Rekrutenkontingent ohne Abstrich.
16. December. Delegationen: beide Delegationen gleichen ihre
Beschlüsse bez. des Budgets und der bosnischen Occupalion aus,
so daß Gesammtbeschlüsse erzielt sind. Das gemeinsame Erforderniß
für 1879 beträgt 105 Mill. Gulden, die Geldgefälleinnahme 11
Mill., die cisleithanische Quote demnach 65 Mill. Die Sefssion der
Delegationen wird jedoch nicht geschlossen, da noch nicht alle Vor-
lagen erledigt sind: die Sitzungen werden nur zunächst suspendirt
und sollen später wieder aufgenommen werden.
16. December. (Ungarn.) Reichstag: das Unterhaus nimmt
die Gesetzvorlage betreffs Verlängerung des kroatischen Ausgleichs
an und ertheilt die Indemnitätsbewilligung für das erste QOuartal
1879. Das Haus genehmigt auch die Verlängerung des Wehr-
gesetzes bis Ende 1879 gegen die Stimmen der äußersten Linken
und bewilligt auch seinerseits das volle Rekrutenkontingent für 1879.
18. December. (HOesterreich.) Abg.-Haus: der Abg. Schö-
nerer läßt es sich gelegentlich der Finanzlage und der Stenerein-
hebung beikommen, von „dem steigenden Wunsche der deutschen Be-
völkerung mit dem deutschen Reiche vereinigt zu werden“ zu sprechen
und zwar spricht er, wie er selbst betont, zum Feuster hinaus; die
Vevölkerung möge die Steuern nur noch durch Execution hergeben,
um zu zeigen, daß sie Oesterreich nicht verbosniakt wissen wolle.
Sein Ausfall ruft seitens der Bevölkerung und zwar aus seinem