Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neunzehnter Jahrgang. 1878. (19)

284 Großbrillannien. (Jan. 13-17.) 
hervorzuheben, daß ihre Zahl, die in den vorhergeheuden Jahren etwa 
174,000 Mann beirug, im verflossenen Jahr, wo Kriegsaussichten eintraten, 
auf 193,000 Mann stieg. Indem die Regierung jeht die von der fenischen 
Verschwörung her verurtheilten Unterofficiere und Soldaten auf freien Fuß 
setzt, hofft sie ohne bKweisel, eine etwa nöthig werdende größere Aushebung 
von Truppen zu erleichtern. 
13. Januar. Das Truppenschiff „Zumana“, mit 1067 Mann 
britischer Truppen von Indien kommend, und das Schiff „Euphrates“, 
1142 Mann dahin führend, werden in Malta zurückgehalten. 
17. Jannar. Eröffnung des Parlamentks, drei Wochen früher 
als gewöhnlich. Thronrede der Königin, deren Sinn dahin geht: 
bedingte Neutralität mit der nicht ausgesprochenen, aber angedeu- 
telen nothwendigen Forderung der Gewährung der Mittel zum 
Schutze der Interessen, welche die Neutralität Englands zu einer 
bedingten machen. Der auf die auswärlige Politik bezügliche Passus 
lautet: 
„Ich habe für geeignet erachlet, Sie vor der gewöhnlichen Periode zu 
versammeln, damit Sie von meinen Bestrebungen, den Krieg im Orient zu 
beendigen, unlerrichtet werden, und damil Ich den Nath und die Unter- 
stützung des Parlaments in der gegenwärtigen Lage der öffentlichen An- 
felsgenheiten erhallen könne. (es ist Ihnen belannt daß, nachdem Ich erfolg- 
os bemüht gewesen bin, den Krieg abzuwenden, Ich meine Absicht erklärt 
habe, die Neutralitäl in einem Gonfitt. zu beobachlen, den Ich bedauert 
habe, welchen zu verhindern Mir aber nicht gelungen ist, so lange die In- 
teressen Meines Reiches, wie sie von Meiner Negierung desinirt wurden, 
nicht bedroht werden würden. Gleichzeitig drückte Ich Meinen ernstlichen 
Wunsch aus, jede Gelegenheit zu benützen“ um die friedliche Lösung der 
zwischen den Kriegführenden obschwebenden Fragen zu fördern. Die von den 
russischen Wassen in Enropa sowohl als in Asien erreichten Ersolge über- 
zeugten die Pforle, daß sie bestrebt jein sollte, die Feindseligkeiten zu. Ende 
zu bringen, die ihren Unterthanen große Leiden verursacht haben. Tie Re- 
gierung des Sultans richtete daher an die nentralen Mächte als Theilnehmer 
an den auf das türkische Reich bezüglichen Verträgen eine Aurusung ihrer 
guten Dienste. Es schien jedoch der Mehrheit der so angerufenen Mächte 
nicht, daß sie der Aufforderung nuhbringend nachkommen könnten, und sie 
theilten diese Ansicht der Pforte mit. Die Pforte beschloß hierauj einen 
separaten Appell an Meine Regierung, und Ich willigte sofort ein, beim 
Kaiser von Rußland anzufragen, ob er Friedenzerössnungen erwägen wolle. 
Der Kaiser drückte den erusten Wunsch nach Frieden aus und erklärte gleich= 
zeitig seine Ansicht hinsichtlich des Jur Erreichung desjelben einzuschlagenden 
eges. Ueber diesen Gegenstand haben zwischen den Regierungen Rußlands 
und der Türkei dureh Meine guten Dienste Communicationen stattgefunden, 
und JIch hoffe ernstlich, daß sie zu einer friedlichen Lösung der sireitigen 
Punlte und zur Beendigung des Krieges führen mögen. Meinerseits sollen 
keine Bemühungen fehlen, jenes Ergebniß zu fördern. Bisher hat, soweit der 
Krieg verlaufen ist, keiner der Kriegführenden die Bedingungen verletzt, auf 
welchen Meine Neutralität begründet ist, und ich glaube gern, daß beide 
Parteien sie zu respectiren wünschen, soweit es in ihrer Macht sein wird. 
So lange diese Bedingungen nicht verletzt werden, wird Meine Haltung fort- 
dauern, dieselbe zu sein; allein ich kann mir nicht verhehlen, daß, falls die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.