Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neunzehnter Jahrgang. 1878. (19)

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Abend des 21. eine Versammlung und kommen zu dem Beschluß: wenn der 
zu fordernde Extracredit kein Kriegscredit, sondern nur für die Vorbereitun- 
gen bestimmt sei, welche die Situation erheische, und wenn derselbe von einem 
einigen Cabinet verlangt werde, demselben keine Opposition zu bereiten. Der 
Beschluß ist ohne Bedeutung, da die erstere Voraussehung nur sehr bedingt, 
die lettere gar nicht zutreffend ist. 
27. Jannar. Canarvon wird enklassen, Derby gieht sein Ent- 
lassungsgesuch zurück. Salisbury tritt Beaconsfield und dem ent- 
schlossenen Theile des Ministeriums definitiv bei. 
28. Jannar. Die durch die Creditforderung der Regierung 
aufgeschreckten materiellen Interessen gerathen in lebhafte Bewegung: 
In Birmingham. Manchester, Liverpool, Leeds, Nottingham und in 
anderen großen Handels= und Fabrikorten finden große Meeliugs statt, welche 
sich gegen die Creditjorderung aussprechen, die eine Bürde für das Land und 
eine Gefahr für den Frieden Europas sei. Die Führer der Opposition im 
Unterhause aber haben bereits erkaunt, daß die Creditforderung einen auf- 
richtig gemeinten Rüstungecredit bedeute, können sich indeß noch nicht darüber 
einigen, in welcher Form derselbe bekämpft werden joll; doch soll Hartinglon 
jedenfalls ein Aer #ement gegen denselben einbringen. Die „Times“ spricht 
sich noch entschieden gegen die neue Haltung der Regierung aus: der Verfall 
der Türkei sei unaushaltjam und verdient, weßhalb die Majorität des eng- 
lischen Volkes auch nicht geneigt sei, Englands Macht für dieselbe einzusetzen. 
28. Januar — 8. Februar. Unterhaus: die Negierung bringt 
ihren Antrag auf Vewilligung eines Credites von 6 Mill. Pfd. St. 
für Rüstungen ein, resp. um auf der bevorstehenden europäischen Con- 
ferenz mit größerem Nachdruck auftreten zu können. Gegenantrag 
Forster. Derselbe zieht am 7. Februar seinen Antrag zurück; das 
Haus beschließt jedoch trotzdem mit 295 gegen 96 Stimmen, über 
den Antrag der Regierung in Committee zu gehen und genehmigt 
die Vorlage am 8. Februar mit 328 gegen 124 Stimmen, also mit 
einer Mehrheit von 204 Stimmen. Der Führer der Opposition, 
Hartington, enthält sich der Abstimmung, Gladstone stimmt gegen 
die Negierung. 
Die Debatte entbehrt, so entscheidend auch die Abstimmung ist, 
doch jedes dramatischen Interesses, da sie sich sehr verzettelt. vielfach unter= 
brochen und die Stimmung des Haufes durch die von Tag zu Tag ein- 
gehenden Telegramme beeinflußt wird. Der Schaßkangler Northrote 
begründet die Forderung der Regierung: die Türkei sei auf dem Schlachtfelde 
besiegt und habe um Frieden nachgesucht. Nußland habe den Waffenstillstand 
von der Annahme von Friedensgrundlagen abhangig gemacht. Der Pforte 
seien gewisse Friedensbasen mitgetheilt worden. Es heiße, die Pforte sei be- 
reit, dieselben auzunehmen, oder die Pforte habe dieselben schon angenommen. 
Der britischen Regierung sei über die nterzeichunng des Waffenstillstandes 
noch keine Juformation zugegangen. Der Grund der Verzögerung sei der 
Regierung unbekannt. Derselbe sei aber, welcher er wolle, es vergehe Tag 
auf Tag, ohne daß die Unterzeichnung erfolge. Die Nussen seyten ihren 
Vormarsch fort. Den Wunsch, der Pforte Nath zu erlheilen, habe England 
Schulthess, Europ. Geschichtelalender. XIX. Bd. 19
	        
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