Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neunzehnter Jahrgang. 1878. (19)

292 Großbritlannien. (Jan. 28 — Febr. 8.) 
für die Unterthanen der Türkei erlangten Zugeständnisse nicht verkürzt würden. 
Redner regte die Idee an, anstatt den Credit zu votiren, möge eine Adresse 
beider Häuser an die Krone gerichtet werden, worin der Regierung die Unter= 
stühung auf der Conferenz Augesack werde unter Anerkennung dessen, was 
für die Christen der Türkei gethan worden sei. Die Adresse dürfte auch den 
Ausdruck der Hoffnung ent ballen daß in allen zwischen der Türkei und 
ihren Unterthauen #ßtbchenden Fragen Englands Einfluß ine einer seinen 
alten edlen Ueberlieferungen entsprechenden Weise zur Unterstützung einer 
solchen wohlgeordneten Verwaltung aufgeboten werde, die allein zukünftigen 
Frieden und Wohlfahrt verheiwe. Kriegsminister Hardy erklärt den 
Adreswvorschlag Gladstone's für unannehmbar. Am 8. Febr. ist der Schatz= 
kangler Northceote endlich in der Lage, die Waffenstillstands bedingungen, 
sowie die Ränmung der Vertheidigungslinie von Konstantinopel mitzutheilen, 
entwickelt, daß die Situation ernst sei, und weist auf die Befürchtung hin, 
daß es in Konstantinopel zu Ruhestörungen kommen könne. CEx sei daher 
ein Theil der brittischen Flotte nach Konstantinopel zum Schugze von 
Personen und Eigenthum beordert und dieß den Regierungen notifizirt 
worden. Zugleich jeien diese eingeladen worden, wenn sie dazu geneigt 
wären, sich dem Schritte Englands anzuschließen. Der Schritt sei auch Nuß- 
land zur Kenntniß gebracht worden. (Stürmischer Beifall.) Hartington, 
der Führer der Opposition, will von der Sendung der Flotte absehen, da 
sie Hagelt nicht mehr als Drohung gegen irgend eine Macht angesehen werden, 
l aber Gutes bewirken könne durch den Schug von Personen und Eigen- 
wan. Da nach der Mittheilung der Regierung über den Wasfenstillstand 
die zeitweilige Besezung Konstankinopel's beabsichtigt sein dürfte, wünsche er 
die Verlegenheit der Regierung nicht zu vermehren. Er hätte gewünscht, 
daß das Haus die Regierung einstimmig unterstützte, aber die Regierung 
habe nicht die geringste Andenkung über ihre Politik auf der Conferenz und 
über die Art der Verwendung des Credits gemacht. Alle Welt wisse, daß 
England viel mehr Geld zu verausgaben in der Hand habe als ## Millionen. 
Die Votirung könne die Hände der Regierung nicht stärken. Die Wieder= 
berstellung der alten Verhältnisse in der Türkei sei unmöglich. Angesichts 
des Waffenstillstandes sei eine bedingte Neutralilät unthunlich. Wozu also 
der militärische Credit? Er müsse der Regierung unter allen Umständen die 
Verantwortung überlassen, werde aber den Credil nicht belämpfen. Er hosfe, 
die Regierung werde in freundlichem Einvernehmen mit den andern Mächten 
handeln und das Cabinet eine Politik befolgen, welche das Haus bil lige. 
Northcote spricht seine Genugthuung über die Nede Hartington's aus. 
Die Negierung erkenne an, daß eine große Veränderung in der Lage der 
Türkei eingelreten sei, und werde, so weit als möglich, die Interessen der 
der Türkei untergeben gewesenen Nalionaliläten berücksichtigen. Die Regie- 
rung wünsche in den Nath der enropäischen Mächte einzutreten, um diese 
Punkte mit den Mächten zu berathen; sie habe keine selbstjüchtigen Absichten 
und wünsche auch nicht, eine strikte Linie in Betreff solcher Punkte zu ziehen, 
wie die Turchfahrt durch die Dardauellen. England wünsche dort nur die 
Freiheit des Handels zu fordern und überhaupt über diesen Punkt eine 
solche Lösung zu schaffen, die es einer einzelnen (Macht unmöglich mache, die 
Dardanellen zu schließen. Bei dieser Frage sei der Handel der gesammten 
Welt interessirt. Der Zweck der Negierung sei, dieses Interesse zu wahren. 
Der nächste Punkt, welchen die Negierung im Ange habe, sei die Offenhallung 
der Verbindung Euglands mit dem Orient. Ueber dieie Punkte, an welchen 
andere Länder ein eben so groszes Intref se hätten wie England, wolle er 
(Northrote) indessen keine bestimmte Basis der Negierungspolitik entwerfen. 
Die Regierung werde ihr Möglichstes anfbielen, um erstens eine gute Ver-
	        
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