296 Großbriltannien. (Febr. 1—5.)
Verträge bezweckten oder die allgemeinen und die britischen Interessen be-
rührten, ihnen keine Giltigkeit zugestehen könne, wofern sie nicht von den an
dem Pariser Vertrage bethelliglen Mächten förmlich genchmigt würden. Am
30. Januar erklärte Gortschakoff in Beantwortung der Depesche Derby's be-
züglich der Endgiltigkeit der Friedensgrundlagen: es seien für den Waffer-
stillstand gewisse Grundlagen nothwendig, welche je jedoche soweit sie Europa
anbeträfen, nur als Präliminarien und nicht als definitiv bekrachtet werde
sollten; Fragen von europäischem Interesse sollten mit den Concertmächten
geregelt werde
Zum Verständuiß der Vorgänge und der Sachlage muß man sich fol-
gende gleichzeitige Vorgänge vor Constantinopel vergegenwärtigen: Am
22. Jannar brach ein Theil der russischen Gardecavallerie von Adrianopel in
der Richtung gegen Gallipoli, ein anderer Theil gegen Constantinopel auf.
Am 23. erkheilte die Pforte den türkischen Bevollmächligten im russischen
Hauptauartier die Vollmacht, die vom Großfürsten Nikolaus ihnen schriftlich
unterbreiteten Friedensbedingungen anznnehmen. Von da au bis Anfangs
Februar blieb man sowohl in Constantinopel als in London ohne alle Nach-
richt über den weiteren Forkgang des Friedenswerkes, angeblich weil die
Telegraphenlinien zerstört seien, in Wahrheit, weil die Russen inzwischen
noch bis unmiltelbar vor Conslantinopel vorrücken wollten. An demselben
Tage herrschte in Constantinopel eine wahre Panique vor einem Handstreiche
der Russen und der Sultan bereitete sich schon zur Uebersiedelung nach
Brussa vor. Die englische Flokte war im Begriff, in den Bosporus einzu-
fahren, erhielt jedoch wieder Gegenbefehl. Am 24. besehzten die Russen Kis-
lilissa, Tschorlu und Tschataldscha, d. h. die Linie unmittelbar vor den
leyten Beichtigungen zum Schutz Constantinopels, und die Türken suchlen in
aller Eile diese zu bemannen und zu sichern, wenn auch mitl höchst ungenü-
genden Streikkräften. Am 26. zog Großfürst Nikolaus förmlich in Adria-
nopel ein. Die Russen setzten ihren Vormarsch stetig fort und zwar selbst
noch nach Abschluß es Wasfenstillstandes von Adrianopel, zuletzt eben auf
diesen, wie sie behauptelen, gestützt. Am 31. Jannar wird endlich der
Waffenstillstand mit nur dreitägiger Kündigung in Adrianopel unterzeichuct.
Die Besehyzung Constantinopels liegt augenscheinlich in ihrer Hand — in
weniger als drei Tagen können sie dasselbe erreicht haben.
1. Febrnar Hicks-Beach wird an die Stelle des entlassenen
Lord Canarvon zum Colonialminister ernannt.
5. Februar. Der Minister des Auswärtigen, Lord Derby
empfängt eine aus Griechen bestehende Deputation und drückt ihr
auf ihre Anfragen sein tiefes Bedauern über den griechischerseits er-
folgten Einfall auf türkisches Gebiet aus, obwohl ihm bekannt sei,
daß das griechische Cabinet hiebei nur dem Verlangen des griechi-
schen Volkes nachgegeben habe. Er könne nicht versprechen, daß
England seine Macht verwenden werde, um das Bombardement der
griechischen Küsten zu verhindern; nur falls der Krieg in einer den
Grundsätzen der Civilisation zuwiderlaufenden Weise geführt werden
sollte, würden England und die anderen Mächte interveniren müssen.
Lord Derby versichert schließlich seine Sympathie für Griechenland,
und verspricht: England werde auf der Conferenz seinen Einfluß