298 Grohbriltannien. (Febr. 19 — Ende.)
arlikel veröffentlicht hatte, slellt nach der Abstimmung vom 8. ds.
alle leitenden Bemerkungen drei Tage hindurch gönzlich ein, und
gibt jetzt den Rath, man solle einen „neuen Ausgangspunkt" nehmen.
Bis in die „Daily News“ hinein macht sich der Druck der mehr
und mehr sich einigenden öffentlichen Meinung geltend.
19. Febrnar. Der Prinzg von Wales geht angeblich zum Be-
such seines Schwagers, des deutschen Kronprinzen, nach Berlin. In
Wahrheit soll jedoch die Reise den Zweck haben, dem deuischen
Kaiser den Moment zu bezeichnen, in welchem Cugland sich der
Nothwendigleit eines Krieges nicht mehr entziehen könnte. Die
Königin habe den Prinzen ermächtigt, ganz aufrichtig zu sprechen.
21. Febrnar. Unterhaus: Schaßkangler Northeote erklärt auf
eine Anfrage Hartington's: das Ergebniß der Unterhandlungen mit
Rußland bestehe darin, daß letztere Macht sich verpflichte, keinen
Theil der Halbinsel Gallipoli oder Bulair zu besetzen, noch auch
Truppen nach der asiatisiben Seite der Dardauellen zu senden,
während England seinerseits sich verpflichte, keine Truppen auf der
Halbinsel Gallipoli zu landen und ebensowenig die asiatische Seite
der Dardanellen zu besetzen.
27. Febrnar. Nachdem die Regierung seit der Bewilligung
des 6-Mill.-Crediles mit Aufbietung allen nur möglichen Eifers ge-
rüstet hat und zwar nicht nur bezüglich der Flolte, sondern auch
und namentlich bezüglich des Landheeres, das von ca. 70,000 Mann
effektiv in Europa auf 135,000 Mann gebracht werden soll, wird
offiziöe erklärt, die Regierung habe beschlossen, im Falle eines Krieges
Lord Napier von Magdala als Oberbefehlshaber des Expeditions=
Corps mit General Garnel Wolseley als Generalstabschef zu ver-
wenden.
— Februar. Die Verhältnisse Englands resp. der englischen
Regierung in Indien zu Emir Schir Ali, dem Veherrscher von
Afghanistan haben sich entschieden getrübt.
Vis vor einem Jahre war der Emir formell der Bundesgenosse des
indischen Gouvernements „bezog von diesem sehr bedeutende Geldsubsidien und man
hielt sich in Folge dessen für berechtigt, sein weitläufiges und leicht zu ver-
theidigendes Land als einen mächtigen Grenzwall Indiens gegen Mittelasien
hin, beziehungsweise gegen die Ausbreitung der russischen Macht zu betrachten.
Plötzlich aber, merlwürdigerweise bald nach dem Erschrinen russischer Agenten
in Kabul, hat Schir Ali alle Beziehungen zum indischen Gouvernement ab-
gebrochen, sein Land hermetisch gegen Indien verschlossen und selbst die eng-
lischen Subsidien zurückgewiesen. Das indische Gouvernement hat es an
Versuchen nicht fehlen lassen, den trotzigen alten Emir durch neue Geld-
anerbietungen wieder für sich zu gewinnen, aber er ist so slandhaft geblieben,