Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neunzehnter Jahrgang. 1878. (19)

Eroßbrittannien. 
daß man wohl oder übel annehmen 
bereits nach anderer Seite hin einges 
nistan deuten darauf hin, daß Schir A 
fremdem Auftrage, einen feindseligen 
Aenderung der Sachlage ist indeß we 
(März 3—12) 299 
muß, er sei bindende Verpflichtungen 
gangen. Alle Nachrichten aus Afgha- 
li, sei es aus eigenem Antrieb oder in 
auptschlag gegen Indien plant. Die 
er eine überraschende noch eine unbe- 
  
greifliche. Mit der Einlagerung engli 
cher Truppen in Ouetta, zwölf Tage- 
märsche westlich von der Grenze des englischen Kaiserreiches in Indien gegen 
die Staaten von Belutschistan und Afghanistan, war mit der Politik „meister- 
hafter Unthätigkeit, in welcher man immer gerüstet ist, etwas zu thun, dabei 
aber ängstlich vermeidet, elwas zu thun,“ gebrochen. Diese Politik hatte 
gegen diese Grenzstaaten der damalige Bicekönig Lord John Lawrence 1865 
angerathen und durchgesetzt. Den berrschenden Auschauungen unter dem eng- 
lischen Volke hatte diese Politik der Nichteinmischung zugesagt, und Lord 
Lawrence konnte deßhalb auf ein dankbares Publilum rechuen, als er vor 
einiger Zeit in einem längeren Schreiben an die „Times“ das Abweichen 
von der bisherigen Politik in Kelat als einen Mißgriff be, zeichnete, „der un- 
abweisbar zu einem großartigen Grenzkrieg führe, welcher nur mit signenen 
englischen und indischen Geld ausgekämpft werden könne.“ Die englische 
Regierung läßt diesen Angriff ihres einstigen *7 Vianten in In 
nicht auf sich siten, sondern erwidert ihn mit Veröffentlichung der ansführ- 
lichen Denukschrift der indischen Regierung, welche dem Einschlagen der neuen 
Grenzpolstik vorherging. Der Staatssecretär für Indien, Lord Salisbury, 
billigt durch einen Erlaß die Anschaunngen des Bicekönigs Lord Lylton und 
eignet sich dabei entschieden den Gedanken an: die indische Grenzpolitik gehe 
unmerklich in die große centralasiatische Frage (gegen Rußland) über. 
3. März. Abschluß des Friedensvertrags von Sl. Stefano 
zwischen Rußland und der Pforte. Derselbe schafft ein unabhängiges 
Bulgarien, das von der Donan bis zum ägäischen Meere reichen und 
das Gebiet der Türkei in Curopa mitten entzwei schneiden würde. 
Die europäische Türkei wäre damit offenbar nicht mehr lebens- 
fähig. Die englische Regierung und die entschieden überwiegende 
Mehrheit des Landes ist daher sofort einig und entschlossen, diese 
Abmachung nie und nimmer zuzugeben, selbst auf die Gefahr eines 
Krieges. Die Rüstungen werden daher von jetzt an mit verdoppeltem 
Eifer betrieben. 
3. März. Oberhaus: Derby erklärt, England verlange von 
Rußland aufs bestimmteste und entschiedenste, daß der ganze Ver- 
trag von St. Stefano in allen feinen Bestimmungen der Prüfung 
und Entscheidung der europäischen Mächte vorgelegt werden müsse. 
Rußland will dagegen selbst entscheiden, welche Artikel dem euro- 
päischen Areopag anheimfallen und welche nicht. 
12. Märg. In der Politik der englischen Regierung hat ein 
vollständiger Umschwung nach der hellenischen Seite hin statt ge- 
funden, der von Seite der öffentlichen Meinung allgemeine Zustim- 
mung findet. Der Umschwung ist jedoch ein durchaus nicht uneigen-
	        
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