Großbriklannien. (Mai 7 22.) 311
daß die Regierung das Necht befessen, solche Truppen ohne Zustim-
mung des Parlamentes zu verwenden. Northeote vertheidigt den
Schritt, welcher zweifellos sehr wichtig, aber nichts als die Weisung
gewesen, Streitkräfte aus einem Theil des Reiches nach einem an-
deren zu versetzen. Dem Parkament stehe dießbezüglich dasselbe
Recht zu wie bei allen britischen Streitkräften, namentlich die Be-
tämpfung des betreffenden Credits.
. Mai. Rußland begiunt eingulenken. Der russische Bot-
schafler in London, Schuwaloff geht mit Ermächtigung des Kaisers
nach Petersburg, um wo möglich eine Vermiktlung zu versuchen.
Bis zum 22. I. M. will er wieder in London zurück sein.
Zur Vorgeschichte der Reise werden folgende Andentungen gegeben:
Schuwaloff leitele Conferenzen mit Salisbury, als deren Resultat seine Reise
nach Petersburg aumsehen ist, auf direkles Geheiß des Kaisers Alerander in
jenem Angenblicke ein, wo das Leiden des Fürsten Gortlschakoff, welches den-
selben außer Stand setzte, sich mit Staatsgeschäften zu befassen, seinen Höhe-
bunkt erreicht hatte. Einmal im Bejitze dieser Ermächtigung, hatte der Graf
mit dem Marquis Salisbury drei Zusammenkünfte nacheinander. Die erste
Unterredung hatte einen ziemlich errregten Verlauf, so daß der Bolschafter
und der Minister sich wenig befriedigt von einander verabschiedeten. Freund-
licher soll die zweite und vollständig versöhnlich die dritte verlaufen sein, in
welcht lebterer die Reise des Grafen nach Petersburg im Prin #ipe beschlossen
wurde. Doch auch die Reise selbst wurde nicht in's Werk gesetzt, ohne daß
der Bolschafter dazu die Ermächtigung seines Kaisers erlangt hätte.
14. Mai. Die erste englische Heeresabtheilung erhält Befehl,
sich auf den 28. ds. Mts. zur Einschiffung in Portsmouth, Wool-
wich und Deplford bereit zu halten. England hält fest an seinen
Forderungen: Rußland muß den Rückzug antreten oder einen Krieg
mit England wagen.
20. Mai. Unterhaus: Lord Hartington, der Führer der Oppo-
sition, beantragt eine Resolulion gegen die Verwendung indischer
Truppen in Europa. Dieselbe wird mit 317 gegen 226 Stimmen
abgelehnt und der Gegenantrag ohne Abstimmung angenommen.
22. Mai. Graf Schouwaloff trifft von St. Petersburg über
Berlin, von wo er einen Abstecher nach Friedrichsruh zum deutschen
Reichskanzler machte, wieder in London ein. Seine Vermittlung ist
gelungen, eine Formel für die Einberufung des Congresses gefunden;
dieser scheint unnmehr gesichert zu sein.
Die Wiener Polit. Corr. berichtet über den Verlauf der Berhand-
lungen aus St. Petersburg: Die Mittheilungen, welche Graf Schonwaloff
dem Fürsten Bismarck in Friedrichsruh gemacht, haben auf den dentichen
Reichskanzler einen so günstigen Eindruck hervorgebracht, daß der Reflex
von sich unglanblich schnell in London fühlbar gemacht hat. Graf Schouwaloff
hat bei seiner Ankunft in London das dortige Terrain für seine Antwort