Erohbriltannien. (Juli 18.) 325
welche die Aufgabe der Wiederherstellung der Ordnung und des wünschens-
werthen Gedeihens übernehmen würde. In dem vorliegenden Fall werden
Eure Lordschasten wahrnehmen, daß die Siellung Oesterreichs eine solche ist,
welche deullich in die Augen springt als am besten geeignet, solch Amt auf
sich zu nehmen. Es ist nicht das erste Mal, daß Oesterreich auf Europa's
Ansuchen Provinzen besett hat, um dort jene Ordnung und Nuhe 7 schaffen,
die ein enropäisches Interesse * Nicht nur ein-, zwei= oder dreimal
ist Europa so verfahren. Unter den obwaltenden Umständen * Lesterseich
dazu eingeladen worden, jene geordneten Zustände zu sichern, welche Europa
so lange schon herbeizuführen begehrte. Oesterreich hatte in dem vorliegenden
Fall ein begründetes Interesse an Aufrechthaltung der Ruhe, denn es be-
herbergt jetzt, glaube ich, 150,000 Flüchtlinge ans Bosnien innerhalb seiner
Grenzen, und ihre Anforderungen waren nothwendigerweise unablässige und
erschöpfende. Es wurde demzufolge für Fweckdienlich erachtet, daß Oesterreich
angegangen werden solle, jene Proviuzen zu besetzen und tiefhaflende Grund-
lagen der Ruhe zu legen. Wie Eure Lordschaflen sich aus den heute auf
den Tisch des Hauses gelegten Protokotn, überzeugen können, hat Oesterreich
dieses Vertrauensamt angenommen und ist dieser hochwichtigen Pflicht nach-
zukommen entschlossen. Ich habe ihm bei jener Gelegenheit eifrig zur Seite
gestanden. (Beifall.) In Folge dieser Uebereinkunft hat sich ein großes Ge-
schrei erhoben gegen das, was man eine Theilung der Türkei neunen wollte.
Meine Lords! Unser Zweck bei der Anempfehlung jener Maßnahme war, die
Türkei zu schüben. Das bedeutet aber leineswegs eine Theilung der
Türkeil (Beifall.) Ein Land mag Provinzen verlieren, aber das ist keine
Theilung. Wir haben jüngst gesehen, daß eines der nichbegabtesten Hrder
Provinzen eingebüßt hat; ist Frantreich deßhalb ein getheiltes? Ist Frar
reich nicht eine der Großmächte der Welt, welche eine Zukunft, eine R
tende Zulunft vor sich hat? (Beifall.) Oelterreich selbst hat Provinzen ver-
loren, mehr vielleicht sogar als die Türkei, und ich bin dessen sicher, daß
England Provinzen verloren hat, welche zu seinen werlhvollsten Besitzungen
zählten — ein Verlust, den jeder Engländer bis zu diesem Augenblick be-
klagen muß! Wir haben sie verloren in Folge schlechter Regierung. Wären
die Grundsähe, welche heute in den Beziehungen zwischen unserem Lande
und seinen Colonien obwallen, damals in Geltung gewesen, wir würden jene
Provinzen nicht eingebüßt haben, und die Macht unseres Landes wäre um
ebeuso viel größer geworden. Es ist wohl wahr, daß der türkische Sultan
Provinzen verloren, daß seine Armee Nederlcaht erlitlen hat; es ist wohl
wahr, daß sein Feind noch jeht sogar vor seinen Thoren steht. Aber alles
dieß ist schon anderen Mächten begegnet. Noch immer ist er im Besih seiner
Hanptstadt; er hat seine Hauptstadt noch nicht verwirkt, und in der That
ist noch der Feind nicht in dieselbe eingerückt. Eine Macht, welche eine der
stärlsten Städte der Welt ihr eigen neunt und eine Armee und Flotte noch
zu ihrer Verfügung hat, auch noch über 20 Millionen Einwohner regiert,
kann nicht als eine Macht geschildert werden, deren Gebiet getheilt wurde.
(Cheers.) Die enropäische Türkei umfaßt noch immer ein Gebiet von 6,000
geographischen Qnadratmeilen mit einer Bvbllerung von sechs Millionen,
welche größtentheils in den der Hauptstadt nahegelegenen Provinzen dicht
beisammen wohnen. Nun, betrachten Sie die Angelegenheit in Betreff Ba-
tum's. Was ist dieses Balum, wovon wir jüngst so viel gehört haben?
In der Gesellschaft und in der MWelt im Allgemeinen spricht man davon,
als wäre es ein zweites Portsmonth. (Gelächter.) Man sollte es mit Cowes
vergleichen. (Erneutes Gelächter.) Balum könnte drei große Schiffe fassen,
und wenn diese so dicht gepackt würden, wie in den Londoner Docks, hälte
es Raum für sechs. (Gelächter.) Aber namentlich wenn der Wind von