Großbriktannien. (Juli 18.) 327
Einfluß im Libanon und in Aegypten seiner ganzen Bedeutung enksprechend
gewürdigt zu sehen; unsere Beamten in jenen Welttheilen und besonders in
Aegypten verkehren zur Zeit in vollster Eintracht und Vertrauen mit den
französischen Beamten. Wir müssen uns aber stets erinnern, daß wir im
Orient für den Schußz dringlicher, gewichtiger und enormer Interessen einzu-
treten haben und daß es eine Pflicht für uns wurde, Angesichts des russi-
schen Vordringens, welches, was nun auch immer hinter demselben slecken
mochte, in jenen Gegenden einen solchen Zustand der Desorganisation, des
allgemeinen Mißtrauens und des Mangels au Vertrauen in die Pforte her-
vorrief, zur Wahrung unserer Interessene einzutreten, oder daß wir jene Theile
Asiens der Anarchie und späteren russischen Annexion zum Opfer werden
lahen mußten. Man hat uns gesagt, daß wir durch die eingegangenen Ver-
pflichtungen eine entsetliche Verantwortlichkeit übernommen hätten. Ein
vorsichtiger Minister wird derartige Verbindlichkeiten sicher nicht übernehmen,
allein ein Minister, der sich überhaupt fürchtet, Verbindlichkeiten zu über-
nehmen, ist meiner Ansicht nach kein vorsichtiger Minister. Es war uns
nicht darum zu thun, unnöthige Verpflichtungen uns aufzubürden; vor Einer
Verantwortlichkeit aber schreckten wir zurück, der Verantwortlichkeit mämmlich,
unseren Nachfolgern ein geschwächtes Reich zu hinterlassen. (Lauter Beifall.)
Unserer Meinung nach wird die von uns befolgte Politik die Uebel, welche
Kleinasien und noch 1#1cunr Länder in Enope Zu gerstören drohten, aufhalten.
Wir sehen, daß, wie die Sachen unn einmal liegen, die Pforte ihren Einfluß
auf ihre Unterthanen verliert. Mir sehen die um sich greifende Anarchie
und die Auflösung jener Bande, die, so schwach sie auch sein mochten, deu-
noch existirten und gen Ganze zufammenhielten. Wir sehen das unvermeid-
liche Resultat eines solchen sozialen Zustandes und können Rußland nicht
tadeln, daß es aus demjelben Nuben zog. Rußland möge behalten, was es
verlangte, wir aber sagen: Bis hierher und nicht weiter! (Beifall.)
Afien ist groß geung für uns Beide. Es gibt keinen Grund für beständige
Kriege oder die Furcht vor dem Kriege zwischen England und Nußland.
Ich habe dem Hause die Absichten und Ziele der Regierung erklärt. Es
handelt sich aber auch darum, daß wir die Stellung, deren wir bedürfen,
uns sichern. Wir haben darum eine Alliang, eine Devensiv-Allianz mit der
Türkei geschlossen, um sie gegen spätere russische Angriffe zu schützen. Wir
glauben, daß das Resultat dieses Uebereinkommens die Ordnung und die
Ruhe bedentet, und daun wird es Sache Europa's sein — wir verlangen
weder ausschließliche Privilegien noch Handelsvortheile — England zu unter-
stützen, um den Reichthum eines so lang vernachlässigten Landes zur Geltung
zu bringen und die Hilfsquellen einst so reicher Länder zu erschließen. Man
sagt, daß wir große Verpflichtungen übernommen haben. Vor jenen Ver-
pelichtungen schrecken wir nicht zurück. Wir glauben, daß mit Vorsicht und
Diskretion sich ein solcher Zustand der Dinge herbeiführen läßt, welcher Eu-
ropa nicht minder als Engl and befriedigt; von dieser Ueberzeugung durch-
drungen, können wir nicht glauben, daß der von uns empfohlene Akt vor-
aussichtlich Unruhen und Krieg herbeiführen muß. Es wird keine Eifersucht
zwischen England und Frankreich wegen der Besehung von Cypern ein-
treien. Es handelt sich ja nicht um eine Mittelmeer-, sondern um eine eng-
lische Angelrgenheil. Das ist kein krigerische Vorgehen, es ist eine Hand-
lung des Friedens und der Civilisation. Wir haben keinen Grund, einen
Krieg zu fürchten. Ihre Majestät besigt eine Armee, welche keiner anderen
nachsteht. Eugland muß mit Stolg wahrgenommen haben, wie sich das
Mitlelmeer mit seinen Schiffen bedeckte. England muß mit Stolz die Dis-
ciplin und die Hingebung aller Truppen für Ihre Majestät und Ihrer
Maxjeslät Negierung wahrgenommen haben. Diese Truppen waren von