Franbreich. (Jan. 23 —25.) 345
dem Justizminister Dufaure in republikanischem Sinre bewerkslelligten
Personalveränderungen in den Oberstaatsanwaltschafien und einigen
höheren Richterstellen. 5 Generalprocuratoren werden abberufen
oder in Pensionsstand versetzt, 6 erhalten einen anderen Amtskreis;
ein von Broglie abgesetzter Generalprocurator wird in sein altes
Amt wieder eingesetzt und einige ebenfalls von dem Ministerium
vom 16. Mai gemaßregelte Generaladvocalen erhalten Veförderung,
wic auch drei von Broglie abgesetzte Staatsanwälte zu Appellräthen
ernannt werden.
23. u. 21. Jannar. Senat: die Wahl von 3 lebenslänglichen
Senatoren bleibt an beiden Tagen ohne Resultat und wird auf 14
Tage hinausgeschoben. Die Rechte zählt im Senat unstreitig einige
Stimmen mehr als die Linke und würde sich gern durch Nachwahlen
noch etwas verstärken, aber ihre verschiedenen Gruppen, Legitimisten,
Bonapartisten und Orleanisten, haben sich bis jetzt über gemeinsame
Candidaten noch nicht einigen können. Die Orleanisten möchten
gern auf beiden Achseln tragen, den Reactionären die Hand bieten
und es doch für alle Fälle auch mit den conservativen Republikanern
nicht ganz verderben.
24. Jannar. Wahl der Maires in den 33,000 kleineren Ge-
meinden des Landes. Die große Mehrgahl wählt republikanische
Maires. Die Maires von 3000 größeren Orten (Departements-
Arrondissements= und Cantons-Hauptorten) werden von der Regie-
rung ernannt. Auch diese Ernennungen ersolgen selbstverständlich
im Sinne der republikanischen Parlei, aber im Einversländniß mit
den betr. Gemeinderäthen.
Von diesen 3000 größeren Gemeinden, welche Vororte sind, haben
nämlich mehr als 2500 durch das Organ ihrer Gemeinderäthe und aus der
Mitte derselben beim Minister republilanische Maires in Vorschlag gebracht,
die sofort auch die ministerielle Ernennung erhielten. Es ist dieß die brei-
teste republikanische Grundlage für die Verfassungsmehrheit und für die be-
vorstehende Unvermeidlichkeit einer republikanischen Senatsmehrheit. Der zur
administrativen, vorzüglich gemeindlichen, Decentralisalion hinneigende Mi-
nister des Jnnern hat durch obiges Verfahren, die Vorschläge der Gemeinde-
räthe abzuverlangen und zu berücksichtigen, auch den 3000 größeren Gemein=
den das Recht, ihre Maires aus den Mitgliedern des Gemeinderaths zu er-
wählen, zuerkannt. Die Republikanisirung der Gemeinden und ihrer Vor-
stände aus sich selbst heraus und aus freier Wahl, wie mit ministerieller
Förderung und Besiätigung, ist die beste Sicherheitsbürgschaft, wie sie in
den Urwählern und den Wählern des Senats den Ursprung und die QOuelle
der Senatsopposition vernichtet.
25. Januar. Kammer: genehmigt mit 321 gegen 35 Stim-
men die Regierungsvorlage, welche für alle vom 16. Mai bis zum