Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neunzehnter Jahrgang. 1878. (19)

358 Frankreich. (März 28 — April 2.) 
wendet sich die republikanische Presse und die öffentliche Meinung 
sichtlich immer mehr England zu und von Rußland ab. 
28. März. Senat: genehmigt mit 157 gegen 135 Stimmen 
den Gesetz-Entwurf betr. die Amnestie bezüglich der vom 16. Mai 
bis 14. Dec. 1877 begangenen Preßvergehen, doch unter Streichung 
der beiden, angeblich für die Conservativen beleidigenden beiden 
Daten. 
Kammer: beschließt, auf der Streichung der vom Senat wieder 
in das Budget eingesetzten Posten für die sog. Flotten-Almoseniere 
und kath. Seminarstipendien zu beharren. 
29. März. Senat: gibt nach und acceptirt alle von der 
Kammer im Ausgabebudget beschlossenen Streichungen. 
30. März. Kammer: Spuller beantragt, die Sitzungen von 
Versailles wieder nach Paris zu verlegen. Der Antrag wird an 
die Abtheilungen gewiesen, und von diesen, nach lebhaften, stellen- 
weise sogar leidenschaftlichen Debatten, die Commission aus 10 Geg- 
nern und nur Einem Freunde des Antrags (dem Antragsteller selbst) 
bestellt. Die Minister hatten den Antrag auch ihrerseits entschieden 
bekämpft. Spuller zieht hierauf seinen Antrag selbst zurück. Ein 
großer Theil der Kammern hält die Nückverlegung der Kammern 
nach Paris für verfassungswidrig; die ängstlichste Verfassungstreue 
ist aber die feste Burg der Republik. 
1. April. Kammer: fügt sich bezüglich des Amnestiegesetzes 
dem Senat und genehmigt dasselbe mit der Modification des Senats 
vom 28. März. 
Die Kammer bewilligt 500,000 Fr. für Entsendung von Ar- 
beiterdeputationen zur bevorstehenden Pariser Weltausstellung. 
— April. Die Bonapartisten Vergno de la Faucconnerie 
und Loonce Dupont, bisher zwei der streitbarsten unter ihnen, be- 
kehren sich offen zur Nepublik, indem sie erklären, es sei offenbar 
aus mit dem Empire; die Nation denke nicht mehr daran, sie wolle 
die Republik. Cassagnac wirft ihnen dafür die Beleidigung an den 
Kopf: „Ihr habt Hunger und Durst nach der Gewalt, nach Ehren- 
stellen, nach allem, was eine siegreiche Regierung bescheeren kann? 
Bekehrt euch also ohne Ausflüchte und geht zum Teufel!“" 
2. April. Kammer: Der Finanzminister Loon Say legt be- 
reits das Budget für 1879 vor: Einnahmen 2714 Millionen, Aus- 
gaben 2713 Millionen. Die Ausgaben für das Armeebudget sind
	        
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