376 Frankreich. (Oct. 27).
uns auch den Geist der Eintracht, die bolltommune Achtung der Institutionen
und Gesetze, die glühende und uneigennützige Liebe zum Baterlande erhalten
und entwickeln.“
Man kann der Dufaure'schen Negierung nich nachsagen, sie stehe
nicht auf der Höhe der französischen Demolratie. Auf etwa 25,000 muß
man die Zahl der Arbeiter in der Provinz schähen, für welche alle Kosten
des Ausstellungsbesuchs bestritten werden. Aus dem Ertrag der nationalen
Ausstellungslotterie allein werden 12,000 freigehallen. Die Departements,
die Gemeinden, die Handels lammern, die Syndicate und die Großindustriellen
thun das übrige. Die sittliche, sociale und volkswirthschaftliche Bedeutung
eines so werkthätigen, von jedem Hintergedanken einer politischen Bestechung
freien Wohlwollens der Regierung, der Fachbehörden und der Arbeitgeber
für den bildungsfähigen Atbeilersiand ist sicher nicht zu unterschätzen.
27. October. Wahl der Delegirten der Gemeinden für die
Erneuerung des ersten Drittels des Senats.
Es sind dazu die Gemeinderälhe von nicht weniger als 15,000 Ge-
meinden zusammen berufen. Der liberal-conservative „Temps" bemerkt dazu:
„Die Delegirten-Wahlen lassen uns den speziellen Wahlkörper, welchen die
Verfassung geschaffen hat, zum zweitenmal am Werke sehen. In diesen neu-
geschaffenen Collegien ist der Einfluß der Gemeinderäthe ausschlaggebend, da
ihre Delegirten für sich drei Biertel oder vier Fünftel der Departements-
Mähler repräsenliren. Auch haudelt es sich nicht um den Senat allein; die
Probe gilt auch zugleich dem Wahlkörper, aus dem er hervorgeht, den Ge-
meinderäthen, welche zu geigen haben, ob sie auf der Höhe der politischen
Rolle stehen, mit der man sie bekleidet hat. Die Prüsung wird ernst sein,
namenllich für die kleineren Gemeinden; die Verfassung hat sie auf gleichen
Fuß mit den größlen gestellt, da eine Stadt von 100,000 Einwohnern kein
Necht auf mehr Delegirte hat als ein Weiler von 500 Eimvohnern; es wird
von diesen Gemeinden abhäugen, das Vertrauen des Gesehgebers zu recht-
fertigen oder bedauern zu lassen. Sagen wir es sofort, wir sind überzengt,
daß die Gemeinderäthe diese Probe siegreich bestehen werden; sie werden sich
gugelegen sein lassen, dem Lande die Fortschritte zu geigen, welche sie seit
drei Jahren in dem Verftänk und der Praxis ihrer neuen politischen
Rolle vollzogen haben. Im Jahre 1876 waren die Dobuls des Senatoren-
Wahlkörpers gering; vielleicht würde die antirepublikanische Opposilion im
Senat sogar eine jurchtbare Burg gewonnen haben, wenn die Nepublik nicht
zum voraus durch die Wahl der unabsehbaren Senaloren (in der National=
versammlung) Garnison in demselben genommen hätte. Aber welcher Unter-
schied in Bezug auf Zeil und Lage besteht F#ischen den Delegirten-Wahlen
im Jannar 1876 und den jetzigen? Im Jahre 1876 regierte die National-
versammlung noch durch ihre Grinnerungen, ihre Minister, an deren Spitze
Kr⅝ Buffet stand, durch die Agenten ihrer Politik, welche seit dem 24. Mai
1873 in den Präfecturen und auf allen großen Posten des Staates eingesetzt
worden woren. Das Personal der Neaction war allenthalben; es verdeckte
die Republik den Bevölkerungen oder ließ sie denselben nur als ein vorüber-
bebendes Auskunfizmittel erscheinen. Die Senatorenwähler waren zuerst ein-
ernsen und sich selber überlassen worden, ohne daß sie zuvor die große
Stimme des allgemeinen Stimmrechts hötlen vernehmen können. Heut ist die
Lage ganz anders. Seit die Senatorenwähler zu ihren ersten Wahlen be-
rufen worden, ist das ganze Land befragt worden und hat durch die Wahlen
von 1876 und 1877, durch die partiellen Wahlen von 1878 geantwortet:
daß es die Nepublik will, daß es Vertrauen zu ihr hat und von ihren
Widersachern nur gefährliche oder unfruchtbare Agitalionen besorgt. Es ist