Etankrtich. (Mitte Dec.) 381
6000 Fr. die jährliche Subvention für die noch in kleritalen Händen sich
befindende Verwaltung des Armenwesens. Mit anerkennenswerther Feinheit
erhöhte er auf 700 Fr. den Gehall der Schulbritder. welche das Lehrerdiplom
besitzen, was nur aus unhmsweise der Fall ist, setzte jedoch auf 400 Fr. den
Gehalt der Schulbrüder ohne Lehrerdiplom herab, also den fast sämmtlicher
C ongregationisten. Der Gemeinderath unterdrückte die 200 Fr., welche jährlich
dem Jesuit zu Schul-Prä gegeben wurden, und bewilligte
eine öhrtiche Subvention von 500 Fr. für den ällesten Prosessor des Ge-
meinde-Lyreums unter der Bedingung, daß er einen Nang in der Universität
besitzt, und während des Winters fünf populäre Vorlesungen im Gemeinde=
haus hält. Auch bewilligte er eine jährliche Subvention von 4000 Fr. dem
Theater, dessen Director pubtianiiche Geschichtedramen, wie „Charlotle
Corday“ „„Marcean“, „Die Girondins“ „Die Sergeanten von La Rochelle“ u. s. w.
aufzuführen pflegt. Alle dinse“ Verfügungen wurden einstimmig angenom-
men. In dem Gemeinderath sitzen ein pensionirter General, ein gewesener
bonapartistischer Maire von Auvignon, der Reffe eines Bischofs, der Sohn
eines Präsidenten der Vereine des heil. Vincen) da Paula, der Schwager
zweier Jesnitenpatres und mehrere ehemalige Jesuiten-Zöglinge. Ganz ähn-
lich saßl der Stadtrath von Pari. mit 63 gegen 3 Stimmen den Beschlußz,
den Geyalt der Lehrer und Lehrerinuen aus den Gongregationen auf bas
Minimum herabzuschen. welches das Gesetz vorschreibt. Dieses wechselt
zwischen 250 bis 150 Fr. jährlich. Der Zweck des Beschlusses ist klar, man
will die Congregationisten nöthigen, die Pariser Schulen, welche sie leiten. zu
verlassen. Dieß hat auch der Stadtrath Lacroix Namens der Commission
ganz offen erklärt. Das Beispiel von Paris wird in den Departements ohne
Zweifel Nachahmung sinden. Diese Verjügungen werden durch die eben
erschienene Volks sschulstatistik gerechtfertigt. Von den gegenwärtigen 69,000 di-
plomirten Lehrern und Lehrerinnen entfallen kaum 9000 auf die Congrega-
tionen, welche jast 42,000 nichtdiplomirte Personen im Schuldienste besitzen.
Die seit 1870 bestehende und immer höher und breiter gehende Schulbewegung
ist die Fortsetzung derselben Vewegung, welche nach der Juli-Revolnlion
eintrat, vom freisinnigen Minister Grafen Montalivet befördert und durch
das Gnizott sche Schulgeje#z organisirt wurde. Von 1819 bis 1870 verfielen
Schulen und Studien der klerikalen Uebermacht jo sehr, daß unter dem
Kaiserlhum die zwei Unterrichtsminister, welche für die Vollsbildung auf-
richtig etwas thun wollten, Rouland und Duruy, sogar vom Kaiser gegen
dieselbe nicht gehalten werden konnten. Mit geschichtlicher Logik knüpft der
gegenwärtige Minister an die Bewegung von 1831 an, und er erscheint als
der Fortsetzer von Montalivet und Guizol, indem er die Stalistik der Volks-
schulen wiederherstellt, welche das Kaiserthum abgeschafft hat, weil es ihre
Enthüllungen zu fürchten nur zu viele Gründe besaß.
Gleichzeitig hat der Minister Bardour seinem Vericht über die Staats-
umiversitäten auch eine Zusammenstellung der Frequenz der sog. katholischen
Universitäten beigefügt. Danach vertheilt sich die Gesammtzahl der Stu-
direnden an diesen 5 Universitäten folgendermaßen: zu Angers (1876) 192,
(1877) 340, (1878) 500; zu Lille (1876) 192, (1877) 300, (1878) 634;
zu Lyon (1876) 244, (T% 418, (1878) **“ zu Paris (1876) W
(1877) 834, (1878) 110“ i; zu Toulo# ouse (1870) —, (1877) —, (1878)
208; tolal (1876) 1173, (1877) 1922, 8 ) 2908.“ Wahmrnd der brei
ersten Jahre freguentirten demnach 0063 Studenten die neuen latholischen
Universitäten. Im ersten Jahre ihres Bestandes verhielt sich die Frequenz
derselben gegenüber den staatlichen Universitäten wie 1: 15, während das
Verhältniß im Jahre 1877./8 sich bereits wie 1:6.50 ge slallel hat.