382 Erankrtich. (Dec. 19 -21.)
19. December. Senat: erledigt das gesammte Budget für
1879 ganz nach den Beschlüssen der Kammer, doch mit zwei Ab-
weichungen, einmal indem er in das Ausgabebudget Fr. 200,000 für
Pfarrverweser, welche die Kammer gestrichen hatte, wieder einfetzt,
und dann indem er die im Einnahmebudget vorgesehene Steuer für
Checks streicht.
21. December. Kammer: gibt im Budget für 1879 dem
Senat bez. der Checks nach, beharrt aber bez. der Pfarrverweser auf
seinem frühern Beschlusse.
Senat: nimmt das Budget für 1879 nach diesen Beschlüssen
der Kammer an.
24. December. Gambetta hält in Paris eine Bankettrede, in
der er aufs entschiedenste zur Mäßigung und zur Geduld ermahnt,
indem er sagt:
. Predigen Sie also Eintracht, Disciplin 2c., und da ich gerade
die Kardinaliugenden einer Demokratie aufzähle, predigen Sie Geduld!
Nicht jene Geduld, welche der Trägheit gleichkommt, sondern jene, welche
berechnend abwägt und zum Handeln den günstigen Angenblick abwartet
Eehr gut)); jene Geduld, welche Frankreich seit zehn Jahren übt, und mit
der es so viele Gefahren bestanden, jo viele verbündete Geguer niedergeworfen
hat. Nicht indem wir alle Fragen auf einmal in Angriff nahmen, haben
wir diesen Erfolg erzielt, sondern indem wir sie zerlegten, behutsam vor-
schritten, um das Hinderniß bess jier zu ertennen und ihm dann auf rationellem,
sozusagen auf wissenschaftlichem Wege zu Leibe zu gehen. Dieselbe Methyde,
mil welcher wir gesiegt haben, ist auch gut, unsere Errungenschaften zu be-
hauplen. (Beifall.) Und hier wende ich mich an Alle, zu denen auch
anßerhalb dieses Kreises meine Stimme gelangen wird. In einigen Tagen
werdet Ihr überall die Mehrheit haben, die Aera der Gefahren wird ge-
schlossen sein, die der Verantwortung und der Schwierigkeiten wird be-
ginnen. (Lebhafte Zustimmung.) Man wird nicht mehr von Complotten,
geheimen Bündnissen, Kabalen und Ränten, sei es für oder gegen die ere-
entive Gewalt oder im Bunde mit derfelben, hören. Alles das wird der
Hauch der Nation weggeblasen haben. Aber ihr Wille zeichnet uns auch
unsere Verhaltungslinie vor; man wird bei den lünftigen Reformen er-
wägen müssen, was reif, was dringlich ist, andererseits, was noch warten,
bei Seile gelassen oder geradezu verdammt werden muß. Man wird mann-
haft im Ange zu behalten haben, daß die Parteien nur durch ihre eigenen
Fehler zu Grunde gehen. Also noch einmal: keine Gefahren mehr, aber
Schwierigkeiten und die volle Verantwortlichkeit. Nun denn, ich vertraue
auf die bewährte Einsicht der Erwählten des allgemeinen Stimmrechts und
auf den heilsamen Druck der öffentlichen Meinung, welche die wahre Son-
veränin in einem demofratischen Staate und die beste Leiterin für die Ver-
treter des Landes ist.“
27. December. Ausbruch einer Disserenz mit Tunis, welche
die Regierung mit Rücksicht auf Algerien sehr ernst nimmt.
29. December. Das Ministerium Dufaure theilt den hervor-
ragenderen Mitgliedern der Kammermehrheit das Programm mit,