Kalien. (Jan. 12—19.) 385
gesprochen ist) und der geweihten Hostie, Felc dann der Almosenier des
Königs Kanonikus Anzino dem Sterbenden reich
12. Januar. In Neapel findet eine gose Volksdemonstration
statt: der Präfect wird ersucht, an die Regierung folgendes Tele-
gramm abzusenden: „Die Bürger von Neapel, ergriffen von dem
schmerglichen Ereigniß, das Italien betroffen, bekräftigen auf dem
Grabe des Re# Galantuomo feierlich das Plebiscit von 21. Oct. 1860.“
14. Januar. Der Vatican ist bez. seiner Haltung gegenüber
dem Tode des Königs in großer Verlegenheit.
Die Ultras in der Umgebung des Papstes Pio IX. bestehen auf voller
Aufrechthaltung der x“ u6 wenigstens bez), der kirchlichen Trauer-
feierlichkeiten; der Papst fürchtet dagegen und nicht ohne Grund ein Auf-
flammen des italienischen Naumualgrichte. Mittlerweile aber liegt die Leiche
des Königs sieben Tage im Ouirinal, Lhne daß über ihre letzle Ruheslätte
etwas Endgültiges beschlossen wäre. Die Curie hält daran jest, daß die
Messe im Quirinal, ja sogar ein volles, kirchliches Todtenamt bei der Be-
stattung nicht gewährt werden könne; im Panthron, an deisen Ausschmückung
fleißig gearbeilet wird, sollen weiter nichts als Exequien, aber nicht die sog.
Funeralia, das Todtenamt gehalten werden dürfen.
15. Januar. Der deutsche Kronprinz, vom Kaiser nach Nom
geschickt, langt daselbst an und wird vom König Umberto und von
der Regierung mit ausgesuchter Zuvorkommenheit und ganz beson-
deren Ehren, von der Bevölkerung fast enthusiastisch mit dem Ruf:
Erriva il principe imperialel Erviva h Germania! empfangen.
16. Januar. Der Mailänder Clerus sendet eine Deputation
an den Erzbischof, um gegen die in einem Artikel des „ÖOsservatore
Romano“ auläßlich des Todes des Königs gebrauchten Ausdrücke
zu protestiren. Der Erzbischof lobt die patriotische Haltung des
Clerus.
17. Januar. Feierliches und großartiges Leichenbegängnist
des Königs Victor Emanuel; der Zug nach dem Pantheon dauerl
über drei Stunden. Der Clerus ist nur durch 13 Priester niederen
Ranges vertreten. Die Kirchenglocken bleiben während der ganzen
Feier stumm.
19. Jannar. König Umberto leistet dem Parlament in An-
wesenheit des ganzen Hofes, der Königin und des Kronprinzen von
Portugal, des deutschen Kronprinzen, des österreichischen Erzherzogs
Rainer und des französischen Marschalls Canrobert den Eid auf die
Verfaffung und unterzeichnet das Eidesinstrument, worauf er eine
Thronrede hält. Nach feiner Rückkehr in den Quirinal sammelt
sich vor demselben eine große enthusiastisch bewegte Volksmenge, das
Königspaar ktritt auf den Valkon und wird mit Jubelrufen em-
Schulthess, Gurop. Geschichtslalender. XIXN. Bd. 25