402 Die päpkliche Curie. (Febr. 19• 20.)
außerhalb desselben, J. V. in Miramare oder Malta, abgehalten
werden soll.
12. Febrnar. Der gemäßigte und besonnenere Theil der Car-
dinäle hat schließlich die Oberhand behalten: das Conclave soll am
19. d. M. in Nom beginnen, die Cardinäle sollen sich am Abend des
18. hinter Verschluß begeben und man hofft, daß das Conclave in 3
Tagen werde beendigt werden können. Die Leiter des Kirchenregi-
ments sind indeß nicht zum Beschluß gekommen, mit dem Conclave
in Rom zu bleiben, ohne daß sie eine öffentliche Verwahrung gegen
jedes etwa daraus herguleitende Präjudiz einlegten. Der Cardinal
Camerlengo Pecci theilt mittels eines an die päßpstlichen Nuntien
gerichteten Nundschreibens den katholischen Regierungen mit, daß
das Cardinalscolleg in Rom den Papst zu wählen beabsichtige, aber
damit durchaus nicht dem Verhalten des neuen Papsles vorgreife
und daß es alle Fragen, die auf den päpstlichen Sluhl sich beziehen,
unberührt lassen wolle.
Das Cardinalcollegium besteht dermalen aus 64 Mitgliedern, darunter
sind 36 Italiener, 1#0 Franzgosen, 4 Spanier, 2 Engländer, 1 Nordameri-
kaner, 1 Belgier, 1 Portugiese, 1 Irländer, 3 Oesterreicher, nämlich die
Erzbischöfe von Prag und Wien und der Jesnite Franzelin, 1 Südtiroler,
1 Ungar und 1 Kroate. Das Teutsche Neich mit seinen 14 Millionen
Katholiken ist nur durch 2 Cardinäle vertreten, den Fürsten Hohenlohe, einen
Bruder des deutschen Botschaftere in Paris, und durch den Erzbischof von
Posen, Ledochowski, der aber eigentlich von polnischer Nationalität ist.
19. Februar. Beginn des Conclaves der Cardinäle in Nom.
20. Febrnar. Der Cardinal und Camerlengo Pecci wird
vom Conclave mit Zweidrittel-Mehrheit zum Papst gewählt und
nimmt den Namen Leo XIII. an.
Es hatten sich drei Parteien, eine unversöhnliche, eine gemäßigte und
eine Miltelpartei, von denen die letztere die zahlreichste war, gebildet. Gleich
zu Anfang scheint ein Versuch der Unveriöhnlichen, die Festung im Sturme
zu nehmen und entweder Vilio, dem, wenn auch nicht die Urheberschaft, so doch die
moralische Verantwortlichkeit für den Syllabus gufällt, oder auch den Kloster-
bruder Martinelli auf den päpstlichen Stuhl zu erheben, mißglückt zu sein.
Schon bei der zweiten Abstimmung erhielt Cardinal Pecci, der zwar der
Mittelpartei angehört, aber auch von den Gemäßigten unterstützt wurde,
28 Stimmen. Freilich hieß es, daß Pecci in seinem Amte als Cardinal=
Camerlengo und zeitweiliger Verwalter der Geschäfte des Pontificats durch
seine Festigkeit und Energie bei vielen seiner Collegen, besonders von der
gemäßigten Partei, augestoßen. habe. Erst am 20. ergibt sich eine Zwei-
drittelwehrheit für Pecc
Der neue Papst o XIII. gehört der Mittelpartei oder vielmehr jenem
rechten Flügel der Gemäßigten an, der, ohne formell den verlorenen Rechten
des Papstlhums zu entsagen, doch thatsächlich mit dem Geschehenen zu rechnen
weiß. In Perugia, wo er Exhbischof war, hat Pecci ungefähr dieselbe Po-
lilil verfolgt, wie Riario Sforza in Neapel, d. h. er rieth allen guten