408 Tie päpstliche Curie. (Nov. 13 — Ende Dec.)
der heil. Bater in seiner hohen Weisheit, über die vorgelegte Frage sich nicht
aussprechen zu sollen... Tehhalb zieht es der heil. Vater vor, der Klug-
heit und dem Eifer des katholischen Episkopates die Sorge ganz zu über-
lassen, die betreffenden Sammlungen in der Weise zu organisiren, welche sie
für die geeigneiste halten, um je nach den Zeitumständen größere Gaben zu
ergielen, und um die Sammlungen sowohl für den Einsammler als auch
für den Geber leichter zu gestalten, indem hierbei auch auf die Ortsverhält-
nisse der verschiedenen 8 Jeile der katholischen Welt Rücksicht genommen wird.
Es genügt, daß die Bölker nicht vergessen, daß dem Papste die weltliche
Herrschaft, welche ihm von der Vorsehung verliehen wurde, um die zu seinem
eigenen Unterhalte und für die Regierung der Gesammkkirche nöthigen Mittel
zu besitzen, entrissen worden ist, um es wohl begreiflich zu finden, daß. so
lange sie nicht den Trost haben werden, den heiligen Stuhl wieder in seine
rechtmäßigen Besihungen eingesetzt zu sehen, derselbe ohne die edelmüthige
Unterstützung der Gläubigen nicht leben und seine wohlthätige Mission in
der ganzen Welt wird erfüllen können.“ Der Cardinal schließt daran eine
Aufzählung der überaus zahlreichen Bedürfnisse, für deren Befriedigung der
heilige Stuhl zu sorgen habe.
13. November. Die in Deutschland staatlich abgesetzten Bischöfe
haben an den Vatican ein Memorandum gerichtet, worin sie in Folge
erhaltener Aufforderung ihre Anschauungen betreffs einiger auf die
Unterhandlungen bezüglicher Punkte darlegen. Die Bischöfe sprechen
den Wunsch aus, daß man zu einem billigen Uebereinkommen ge-
langen möge.
24. December. Der Payst richtet an den staatlich abgesetzten
Erzbischof von Köln ein sehr huldvolles Schreiben, aus dem neuer-
dings sein Wunsch, sich bez. des Culturkampfes mit der preuß. Re-
gierung zu verständigen, hervorleuchtet, geht aber über den Aus-
druck friedlicher Gesinnungen nicht hinaus und enthält keinerlei feste
Punkte für ein formulirtes Abkommen, weshalb er in Deutschland
ohne Wirkung bleibt.
— December. Die unmittelbar nach der Wahl des Papfstes
von Rußland angeknüpften Unterhandlungen mit der Curie betr.
Neuordnung der Verhältnisse der römisch-katholischen Kirche in Ruß-
land haben schließlich doch zu keinem Schlusse geführt und werden
als völlig gescheitert betrachtet.