410 Die Schweit. (Febr. 4—20.)
kalholischen Cultus vom 27. August 1873 insoferne abgeändert wer-
den sollte,
als es die acht Kirchengemeinden betrifft, die noch leine national-
katholischen Geistlichen und keine Kirchgemeinderäthe gewählt haben, sondern
ihre Kirchen und Pfarrhäuser den eidverweigernden Priestern überlassen.
Laut Art. 2 und 3 dieses Entwurfes sollte der Oberkirchenrath Geistliche be-
jeichnen, um in diesen Gemeinden Gottesdienst zu halten, ferner sich über die
Bestimmung der Gebäude nach Anweisung des citirten Gesezes und an Stelle
der im Rückstande desindlichen e Gemeinden aussprechen.
4.—ll. Februar. Ständerath: beräth über das in den Bun-
desfinanzen wieder herzustellende Gleichgewicht.
Der Nationalrath hat die Frage schon voriges Jahr behandelt und
dafür eine Neihe von Ersparnissen, namentlich auch im Militärwesen, vor-
geschlagen. Der Sländerath erklärt sich damit nicht einverstanden und
beantragt dagegen eine übrigens nur mäßige Erhöhung der sehr niedrigen
Grenzzölle und zwar wesentlich nur aus Lurusarlikel, wodurch das ganze
gefürchtete Bundesdeficit allein und mil Leichligkeit gedeckt werden könne. Der
Sländeralh regt dabei auch die Einführung einiger indirecter Stenern, na-
mentlich auf Tabak und Vranntwein, au. Bezüglich des Princips der Er-
höhmnh der Grenzzölle sind übrigens beide Räthe einig, und schon hat der
Bundesrath Vollmachl erhalten, behufs Deckung des laufenden Jahresdesicits
10 pöt. Zuschlag auf den bestehenden Tarif zu erheben, welcher Juschlag
zugleich geeignet ist, der bereils in Arbeit genommenen Revision des Tarifs
Ersahrungen und praktische Winke zunnführen. Im Uebrigen kommt der
Ständerath dem Nationalrath möglichst entgegen.
9. Februar. (Tessin.) Gr. Nath: beschließt, den bisherigen
Turnus Fwischen den Städten Bellingona, Locarno und Lugano als
Hauptorte und Sitze der Regierung aufzuheben und Bellinzona als
ständigen Sitz der Regierung anzuerkennen. Die Frage soll jedoch
noch der Volksabstimmung unterstellt werden.
16. Februar. Nationalrath: kritt neuerdings auf Grund der
Beschlüsse des Ständerathes in die Frage der Herstellung des Gleich-
gewichts in den Vundesfinanzgen ein und stimmt dabei unter Namens-
aufruf mit 64 gegen 52 Stimmen dem ständeräthlichen Postulat,
der Bundesrath solle mit Prüfung der Frage der Besteuerung der
Banknoten-Emission, des Sprits und des Tabaks, wobei die Hälfte
des Ertrags den Kantonen und die andere Hälfte dem Bunde zu-
kommen soll, beauftragt werden, bei.
20. Februnar. Der neue Papst Leo XlIl. richtet folgendes
Schreiben an den Bundesrath bez. der Differenzen zwischen Staat
und Kirche in der Schweig (Anrede und Datum sind in lateinischer,
der sonstige Inhalt in italienischer Sprache algefaßt):
„Ew. Excellenz Gruß" Durch Gottes Willen, wenngleich ohne unseren
Wu Usch. auf den hohen Stuhl des Apostelfürsten erhoben, beeilen wir uns,
Ew. Ercellenz hiervon Kenntniß zu geben, im Vertrauen daraufs, diese unsere