418 Die Schweiz. (Oct. 27 — Nov. 12.)
fünf liberale Vertreter in den Nationalrath, was allerdings nur in Folge
einer nicht ganz natürlichen Eintheilung der Wahlkreise möglich war. Nun
ist hier die ganze ultramontane Liste durchgedrungen. Eine rein ultramon-
laue Verkretung des Jura ist indeß eben so unbillig, wie es eine rein libe-
rale war. Einen etwas kleineren, aber immerhin sehr benchenzwerthen Er-
jolg haben die Conservativen und die Ultramontauen in St. Gallen zu ver-
jeichnen. Bisher war St. Gallen durch sieben liberale und drei leh ver
Nationalräthe vertreten, während das Verhällniß fortan ein umgekehrtes
sein wird. In Geuf find die gonvernementalen Candidaten gegenüber den
unabhängigen Liberalen in der Minderheit geblieben. Nach der Berwerfung
des Verfassungsprojects am 6. Oct. und nach dem Ergebniß der National=
ralhswahlen muß die gegenwärtige Regierung einsehen, daß ihre Herrlichleit
zu Ende geht, daß sie den Boden unter den Füßen verloren hat und ihre
Thätigleit dem Bolke nicht mehr genehm ist. Sie würde gut darau lhun,
das Beispiel des Vernischen Negieruncgornthes zu befolgen, der sich dieses
Frühjahr in ähnlicher Lage befand und deßhalb vom Schauplatz ablrat. Die
Stadt Galvin's hat keine ultramontanen Candidaten gewählt, sondern enl-
schiedene Liberale. Sie will sich nur nicht weiter von Leuten regieren lassen,
die ihren Marotten zuliebe Verfassungsverleyungen begehen und das Recht
nur dann achten, wenn es ihnen gerade in die Rechnung paßt. Auch das
Geufer Bolk ist des Parteihaders müde. Es will nicht weiter bevormundet
sein, sondern Frieden und Nuhe und das Ende des Cullurlampfes. Das hat
es am 6. und 27. Oct. so dentlich gesagt, daß die Häupter der Regierung
nicht weiter im Untlaren sein können. Der ganz liberale Kanton Waadt,
der niemals will, was die übrige Schweiz begehrt, ist auch dießmal seine
eigenen Wege gegangen und hat allen Verfechtern der Bundessubvention
für die Guüthard#ah den Abschied gegeben. Wallis ist ganz ins ultra-
montane Lager übergegangen. In den übrigen Theilen der Schweig ist es
so ziemlich beim Alten geblieben. Die Conservativen und die Ultramontanen
werden demnach im neuen Na#ionalrulh über mehr als den drillen Theil der
Stimmen verfügen, aber doch keine Aeuderung in der politischen Nichtung
des Bundes zu Stande bringen. Ueberhaupt ist nicht die Bundespolitik an
dem Erfolge der ultramontanen Elemente schuld, sondern meist die kantonale
Polilik radikaler Heißsporne. Die liberale Presse ermahnt daher die Liberalen
dringend, sich einander zu nähern, vorsichtiger vorzugehen und die oft sehr
kleinlichen Parteizänkereien verstummen zu lassen.
27. Octkober. (Zürich.) In der Volksabslimmung über die
nach der nunmehrigen Sachlage auf den Kanton entfallende Quote
der Gotkthardsubvention wird diese mit 30,000 Stimmen gegen
16,000 Stimmen genehmigt.
12. November. Der Bundesrath kündigt Namens der Schweiz
den sog. laleinischen Münzvertrag auf den 1. Jannar 1879.
12. November. (Genf.) Bei der Neuwahl des großen Nathes
tragen die Demokraten und Unabhängigen vollständig über die Re-
gierungspartei den Sieg davon. Von lehterer wird nur Carteret
gewählt und zwar an vorletzter Stelle; die übrigen 109 Mitglieder
sind sämmtlich die von den Demokraten und den sog. Unabhängigen
Vorgeschlagenen.