Helgien. (März 28 — Mai 27.) 423
werden. Bei den Universitäten und öffentlichen Unlerrichtsanstalten soll die
flämische Sprache dieselben Vortheile genießen, wie die französische. Alle
Belgeer, schließt die Commission, welche nicht beider Sprachen, der französi-
schen mnd der flämischen, mächlig sind, soller das Recht haben, zu verlangen,
daß alle Acte und Miltheilungen, welche sie betresfen, in der ihnen bekannlen
Sprache abgefaßt seien.
28. März. Kammer: bewilligt mit 69 gegen 12 Stimmen
einen Credit von 3 Millionen zur Errichtung zweier Forts bei
Waelham und Lierre. Die Opposition erinnert bei der Gelegenheit
an das längst geforderte und verfprochene Gesetz über die National=
reserve; der Kriegsminister erklärt, daß die Einbringung eines solchen
erst nach Abschluß der die Reorganisirung der Bürgerwehr betreffen-
den Frage erfolgen könne.
12. April. Kammer: genehmigt mit 80 gegen 24 Stimmen
einen Gesetzentwurf wegen Vermehrung der Zahl der Senatoren und
Deputirken; der bisherigen Mitgliederzahl sollen vier neue Senatoren
und 12 neue Deputirte hinzutreten. Die ursprüngliche Vorlage
hatte diesen Zuwachs auf 5 bezw. 14 bemessen.)
9. Mai. Kammer: geuehmigt einen Gesetzentwurf betr. Re-
vision des Wahlgesetzes und Beschränlung der Wahlumtriebe, da die
Opposition dem Cabinet und dessen politischen Freunden vorwirft,
ihre Sißze nicht der freien Wahl, sondern der Bestechung der Wähler
zu verdanken.
10.—15. Mai. Kammer: große Debatte über die Politik des
Cabinetes. Die Liberalen machen nach der großen Wahlniederlage
von 1876 wieder den ersten Angriff auf den Mehrheits= und Cabi-
netsbesitz der Clericalen.
Ihre Hauptredner Freifen das Ministerinm auf allen Gebielen au und
die Hauptredner von der Rechten so wie die Minister selbst vertheidigen sich
und ihre Handlungen. Eine praktische Folge kann diese Debatie nicht haben,
denn die Parteien in der Kammer stehen sich wohlorganisirt gegenüber und
das Ministerium kann auf die Mehrheit in allen Fragen rechuen. Erst die
Neuwahlen im nächsten Monat können den Schwerpunkt der Macht verlegen.
16. Mai. Nammer und Senak: genehmigen den Gesetzentwurf
betr. Regelung des Gebrauchs der flämischen Sprache.
23. Mai. Kammer: genehmigt den Ankauf einer Angahl
Linien der flandrischen Vahnen für den Staat.
27. Mai. Die allgemeinen Provinzialwahlen ergeben keine
wefentliche Veränderung der bisherigen Verhältnisse. Keine der bei-
den großen Parteien hat sich eines besondern Sieges zu rühmen,
an vielen Orten hat gar lein Wahlkampf stattgesunden und es ist