Schweden und Uorwegen. (Mai 15 — Angust 30.) 437 
15. Mai. (Schweden.) Reichskag: beide Kammern lehnen 
den Bau nener Kriegsschiffe ab. 
16. Mai. (Norwegen.) Storthing: die Regierung hat dem- 
selben einen Antrag auf Einführung der „Noth-Civilehe“, für Fälle, 
wo religiöse oder andere Bedenken gegen die kirchliche Trauung ob- 
walten, vorgelegt. Die Mehrheit des betreffenden Ausschusses geht 
indessen weiter, indem sie überall die freie Wahl zwischen Civilehe 
und kirchlicher Ehe befürwortet, und eine Minderheit wünscht die 
Einführung der obligatorischen Civilehe. Der Bischof von Chrisli= 
auia, Essendrop, nimmt bei der Behandlung der Angelegenheit im 
Storthing den Regierungsantrag auf. Das Storthing verwirft je- 
doch den Mehrheitsantrag mit 51 gegen 31, den Minderheitsantrag 
mit 66 gegen 16 und schließlich auch den Regierungsantrag mit 
52 gegen 30 Stimmen. 
20. Mai. (Schweden.) Reichstag: genehmigt den von der 
Regierung für Aufrechthaltung der Neutralität geforderten Credit 
von 2 Mill. Kr 
Die Norwegische Regierung fordert vom Storthing keinen 
solchen Credit, indem die entsprechende königl. Proposition im vorigen 
Jahre vom Storthing mit der Bemerkung abgelehnt wurde, daß 
die Bewilligung des Storthings in vorliegendem Fall nicht nöthig 
erscheine; der König könne ohne eine solche Bewilligung die zur 
Aufrechterhaltung der Neutralität nöthigen Maßregeln ergreifen. 
25. Mai. (Schweden.) Schluß des Reichstags. 
Sehr große Resultate hat die Session nicht gehabt, oder sie waren 
doch nur negativer Art. Das bedeutendste dieser negativen Resultale ist die 
vollständige Zurückweisung der Borschläge der Landmannpartei in Sachen 
der Neuordnung des Heerwesens und der Umregulirung der Grundsteuern. 
Man wird laum fehlgreifen. wenn man annimmt, daß nun für längere Zeit 
an jene Dinge nicht wieder gerührt werden wird. Die Partei wird sicherlich 
fürs erste nicht mit neuen Proposilionen auflreten und die Regierung ihrer- 
seils wird es gewiß auch unterlassen, Vorlagen beim Reichslag einzubringen, 
— det Verwerfung durch die zweile Kammer sie im voraus überzeugt 
22. Juni. (Norwegen.) Schluß des Storthings. Für die 
Staatsausgaben sind 51,120,000 Kronen (1 Million weniger als 
die Regierung beantragt hatte) bewilligt worden. 
21. Angust. Zusammentritt eines internationalen Congresses 
in Stockholm zur Berathung einer Reform des Gefängnißwesens. 
28.— 30. August. Versammlung des nordischen Juristen-