Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neunzehnter Jahrgang. 1878. (19)

442 Rußland. (Mär 23 — Mitte April.) 
die römisch-katholische Kirche, wie alle anderen in unseren Reichen unter dem 
Schutze des Gesetzes existirenden RKirchen, ihren, den politischen Einflüssen 
gänzlich fremden Beruf für die Erbauung und Veredelung der Völker er- 
füllen könne. Ew. Heiligkeit kann überzeugt sein, daß in diesen Grenzen 
jeder mit den Grundgesetzen des Staates, zu deren Aufrechterhaltung wir be- 
rufen sind, zu vereinbarende Schuß der Kirche gewährt werden wird, deren 
geistliches Haupt Sie sind, und daß wir mit voller Bereitwilligkeit alle 
Ihre Bestrebungen für das religiöse Wohl unserer römisch-katholischen Unter- 
thanen unterstühen werden." 
23. März. Auch Oesterreich nimmt eine mehr oder weniger 
drohende Haltung gegen Rußland an, indem sich seine Regierung 
von den Delegationen einen Rüstungscredit von 60 Mill. Gulden 
votiren läßt. 
24. März. Rußland lehnt die Forderung Englands, daß der 
ganze Vertrag von S. Stefano der europäischen Conferenz oder dem 
enropäischen Congresse vorgelegt werden müsse, rund ab. 
26.—31. März. Mission Ignatieff's nach Wien. Dieselbe 
bleibt erfolglos. 
27. März. Die Haltung der englischen Regierung wird immer 
drohender: dieselbe verlangt vom Parlament die Einberufung der 
Reserven. 
7. April. Eine Depesche Gortschakoff's sucht die Einwendun- 
gen Lord Salisbury's gegen den Vertrag von S. Stefano in seiner 
Depesche vom 1. April zu widerlegen. 
9. April. Die Regierung hat sich überzeugen müssen, daß ein 
Anlehen im Auslande z. Z. geradezu unmöglich sei. Die gewaltigen 
Kriegskosten können also vorerst nur durch Vermehrung des Papier= 
geldes im Inlande aufgebracht werden. 
11. April. Wera Sassulitsch wird in St. Petersburg selbst 
wegen des Attentates vom 5. März auf den General Trepoff von 
den Geschwornen freigesprochen. 
Mitte April. Die englische Regierung beschließt, zu einem 
eventuellen Kriege mit Nußland auch die Colonien und gunächst ein 
indisches Contingent beizuziehen. 
Mitte April. Wiener Blättern wird aus Warschau über eine 
geheime „russische National-Regierung“ berichtet, welche, aus der 
Fusion der verschiedenen russischen revolutionären Parteien hervor- 
gegangen, dieser Tage eine Proclamation erlassen hat, worin das 
russische Volk zum Ergreifen der Wafssen gegen die Regierung des 
Zaren aufgefordert wird. In Städten und Dörfern des weiten 
Zarenreiches sollen ungesehene Hände diese Proclamation wie aus
	        
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