460 Die ollamannische Pfarle. (Mitte Febr. — 24.)
Mitte Februar. Nußland und England stehen sich vor Con-
stantinopel gegenüber. Rußland verzichtet seinerfeits doch darauf,
Constantinopel zu besetzen, und zieht es vor, mit England bez. eines
Abkommens Unterhandlungen anzuknüpfen. Vorerst werden von
beiden Seiten Conflicte vermieden.
19. Februar. Server Pascha gibt seine Entlassung ein und
wird als Minister des Auswärtigen durch Sapfet Pascha ersetzt.
20. Februar. Suleiman Pascha, der frühere Obercomman=
dant der türkischen Armee, wird verhaftet: es soll ihm der Proceß
wegen Hochverrath gemacht werden.
21. Februar. England und Rußland haben sich über die
nächste Schwierigkeit und Gefahr verständigt: Rußland verzichtet
darauf, Gallipoli oder Bulasz, wodurch die englische Flotte in den
Dardanellen abgeschnitten würde, zu besetzen, noch auch Truppen
nach der asiatischen Seite der Dardanellen zu schicken, während Eng-
land sich verpflichtet, keine Truppen auf der Halbinsel Gallipoli zu
landen und ebenso wenig die asiatische Seite der Dardanellen zu
besehen.
21. Febrnar. (Nussisch-türkischer Krieg II.) Erzerum
wird von den Türken geräumt.
22. Februar. Großfürst Nikolaus verlegt das russische Haupt-
quartier definitiv von Adrianopel nach S. Stefano.
22. Febrnar. Die Nationalversammlung von Kreta wählt
eine provisorische Regierung. Die Türken haben fast nur noch die
Küstenslädte inne, das ganze Innere der JInsel ist der Insurrektion
anheim gefallen.
23. Februar. Die Nussen verlangen im Fortgang der Fric-
densunterhandlung von den Türken die Abtretung von 6 Panzer-
schiffen. Die Pforle lehnt das Begehren ab.
24. Februar. Ein Erlaß des Fürsten Tscherkaßki führt in
Bulgarien die allgemeine Wehrpflicht ein; Christen und Muhame-
daner sollen übrigens, die Tscherkessen und Baschi Bozuks ausgenom-
men, gleichberechtigt sein. Ein großer Theil der Muhamedaner ist
indeß ausgewandert und in vielen Gegenden von Bulgaren und
Russen ein wahres Ausrottungssystem gegen die Muhamedaner ins
Werk gesetzt worden. Die Zahl der muhamedanischen Flüchtlinge
aus den türkischen Provinzen südlich des Balkans, die sich nach
Constantinopel gewendet haben, wird auf wenigstens 150,000 geschätzt.