Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neunzehnter Jahrgang. 1878. (19)

Die ollomannische Pforle. (März 8—25.) 467 
und beschließt, um jedem Conflicte auszuweichen, die Räumung 
Widdins von ihren Truppen und diese aus ganz Bulgarien schon 
jetzt über die Donau zurückzugiehen. Der Rückmarsch der rumäni- 
schen Truppen hat bereits am 27. Februar begonnen. 
8. März. (Aegypten.) Der Engländer Göschen und der 
Franzose Joubert verweigern ihre Theilnahme an der vom Khedive 
vorgeschlagenen Enquete über die Hilfsquellen Aegyptens; das eng- 
lische Glänbiger-Comite beschließt, keine Modificationen in den Ver- 
pflichtungen des Khedive zugulassen. 
Dasselbe glaubt, die Aufgabe der Enquete-Commission bestehe darin: 
im Falle der Unzulänglichkeit der gegenwärtigen Hilfsquellen nicht eine 
Zinsen-Herabsetzung, sondern durch Verbesserung des Steuerwesens die un- 
verkürzte Zinsenzahlung sicherzustellen und namentlich eine Steuergleichheit 
für alle Ländereien herbeizuführen, während gegenwärtig der Khedive, der 
ein Viertel aller Ländereien besitze, sleuerfrei sei. Der englische und der 
französische Conful in Aegypten haben einen gemeinsamen Schritt gethan, 
um den Khedive zur Beobachtung seiner finanziellen Berpflichtungen zurück- 
zuführen. 
9. März. (Rumänien) entwickelt in einer Denkschrift an 
die europäischen Signatarmächte seine Gründe gegen die Wieder- 
abtrelung Bessarabiens an Rußland und protestirt sehr entschieden 
gegen diese Forderung. 
10. März. Neuf Pascha geht als Bevollmächtigter der Pforle 
nach St. Petersburg. Gleichzeilig kehrt auch Ignatieff dahin zurück. 
17. März. Die Natificationen des Vertrags von St. Ste- 
fano werden zwischen der Pforte und Rußland in St. Petersburg 
ausgewechselt. 
23. März. Während Oesterreich sich Mühe gibt, wider den 
Vertrag von St. Stefano eine europäische Confereng oder einen 
europäischen Congreß zu Stande zu bringen, hat England mit aller 
Macht gerüstet: ein erstes Expeditionscorps von ca. 35,000 Mann 
ist bereits vollständig, ein zweites von derselben Stärke ist beinahe 
mobilisirt. Inzwischen geht nunmehr auch Oesterreich einen Schritt 
weiter, indem es sich von den Delegationen einen (Rüstungs-) Credit 
von 60 Millionen Gulden votiren läßt. 
24. März. Rußland lehnt die Forderung Englands bez. des 
Congresses seinerseits entschieden ab. 
25. März. Zwischen der Pforte und Nußland werden die 
diplomatischen Beziehungen wieder hergestellt. Reuf Pascha vertritt 
die erstere in St. Petersburg, Nelidoff wird zum russischen Geschäfts- 
träger in Constantinopel ernannt. 
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