Uebersicht der politischen Entwickelung des Zahres 1878. 563
England in nächster Zeit alle Hände voll zu thun haben. Es ist
erwiesen, daß das Torycabinet diese Kriege nicht gesucht und nicht
verschuldet hat und sich alle Mühe gab, denselben auszuweichen.
Aber für die # Opposition war es immerhin Wasser auf ihre Mühle; Cualand
sie schrieb alles dem unberbesserlichen Hange der Tories zu kriege.,d die
rischen Unternehmungen in die Schuhe und machte sie für dienn im
schweren Kriegskosten, die in Aussicht standen, verantwortlich. Deu= Parla-
noch ist es nicht wahrscheinlich, daß die Whigs so bald wieder statt e
der Tories ans Ruder gelangen werden. Sie sind unter sich nichis
weniger als einig und ihre Opposition ist vielfach eine kleinliche,
nergelude und sogar taktlose; ein Theil der Partei ging selbst so
weit, daß er im Solde Rußlands zu sein schien, wenigstens hälle
er sich kaum anders geberden können, wenn das der Fall gewesen
wäre. So viel ist dagegen richtig, daß die Entwickelung der heimi-
schen Gefetzgebung von den auswärtigen Fragen im höchsten Grade
beeinträchtigt wurde und fast gang zum Stillstand kam, was den
Tories allerdings convenirte, aber den Interessen der Liberalen nicht
entsprach. Indeß zunächst benuruhigte das die Mehrheit der Nation
nicht, die es offenbar zufrieden war, daß ihr Ansehen in der Welt
im Sinne Altenglands wieder einmal mit kräftigem Arm hoch ge-
hallen wurde.
Auch Oesterreich wurde im Laufe des Jahres 1878 von den Seseer.
auswärtigen Fragen mehr in Anspruch genommen, als für seine weich-
innere Entwickelung wünschenswerth war. Zwar bis zum Schlusse zund der
des Krieges zwischen Rußland und der Türkei und bis zum Ber= Aus-
liner Congresse blieb Oesterreich davon verschont, activ in die orien- Aeiht
lalischen Dinge hineingezogen zu werden, da es sich geweigert hatte, id
mit Rußland in Beraubung der Türkei zusammen zu gehen und um der Reichs-
sog. Dreikaiserallianz willen auch nicht gegen Rußland vorgehen konnte. bällten.
Erst als Nußland den Vertrag von St. Stefano abschloß und damit
deutlich seine Absicht zu erkennen gab, seine Hand über die ganze
Balkanhalbinsel zu schlagen, protestirte Oesterreich und schlug den
Zusammentritt einer Conferenz der Großmächte vor, die denn auch
schließlich zu Stand kam, aber nicht als Conferenz, sondern als Congreß
und nicht in Wien, sondern in Berlin. Diese ganze erste Hälfte
des Jahres ging für Oesterreich wesentlich darüber hin, den Aus-
gleich mit Ungarn zu Stande zu bringen, über den schon seit fast
zwei Jahren ohne Erfolg verhandelt worden war. Ungarn ver-
langte dafür noch wefentlich günstigere Bedingungen als bisher,