Full text: Europäischer Geschichtskalender. Einundzwanzigster Jahrgang. 1880. (21)

152 Pas bentsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Mai 12—18.) 
andern Parteien ihre Bedentung nicht nur für den Augenblick, sondern auch 
auf lange hinaus ebenso unumwunden als lant anerkennen. 
12. Mai. (Preußen.) Eine Katholikenversammlung in 
Dortmund beschließt eine vorher von Vertrauensmännern festgestellte 
Resolution, welche die Forderungen der Katholiken bezüglich der 
Schule nochmals ausspricht, dem Centrum im Reichstag und Land- 
tag ein Vertrauensvotum abgibt und von ihm gegen die in der 
Nachsession des Landtags zu erwartende kirchenpolitische Vorlage 
zum voraus eine ablehnende Haltung fordert. Die betreffenden 
Puncte lauten: 
„5) Die Versammlung verlangt von Neuem in Uebereinstimmung 
mit den seit Jahren von den Bischöfen wie von den Vertretern des katho- 
lischen Volkes aufgestellten 3 Worherungen durchgreifende Aenderung der kirchen- 
bolitischen Gesehgebung. Die Heranbildung des Clerus muß Sache der Kirche 
bleiben; die Berufung zu geistlichen Stellen muß in der Hand der geistlichen 
Obern bleiben; die Ausübung der kirchlichen Dizeiplin muß dem aposloli- 
schen Siuhle und den Bischöfen unbehindert belassen bleiben; die Thätigkeit 
der geistlichen Orden und Congregationen muß im Geiste und nach den Be- 
stimmungen der Kirche ermöglicht und gepflegt werden. 6) Dagegen soll 
der Austrikt aus der Kirche ohne jede Einmischung des Staates nach der 
freien Entschließung des Elszelnen erfolgen dürfen. dy Die Versammlung 
erklärt, daß sie in der Uebertragung einer discrekionären Gewalt, durch 
welche die Staatsregierung ermächtigt würde, die kirchenpolitischen Gesetze 
nach Gutdünken anzuwenden oder ruhen zu lassen, eine Anerkennung der 
Maigesebe, ein unheilvolles Zugeständniß an den Absolutismus, eine 
Vernichtung der von Gott der Kirche gegebenen Rechte, eine unerträgliche 
Einengung der bürgerlichen Freiheit der Katholiken erblickt. Wir ergreifen 
die durch die heutige Versammlung uns gebotene Gelegenheit, freudig und 
lant zu erklären, daß wir als treue Söhne der katholischen Kirche uns rück- 
haltlos wie stets, so besonders allen densenigen Entschließungen des h. apo- 
stolischen Stuhles unterwerfen, welche derselbe zur uaerstelung geordneter 
lirchlicher Verhältnisse in unserm Vaterlande fassen wird.“ 
14. Mai. (Preußen.) Der Papst spricht sich in einer De- 
pesche des Cardinals Nina gegen die beabsichtigte discretionäre Ge- 
walt der Staatsregierung bezüglich der Maigesetze aus und droht 
für diesen Fall mit der Zurückziehung seiner Concession vom 24. 
Februar bezüglich der kirchlichen Anzeigepflicht (vergl. 26. Mai 
Depesche IX), refp. erklärt dieselbe eventuell d. h. schon jetzt für 
non-avenuc und nimmt sie einfach zurück. 
18. Mai. (Deutsches Reich.) Dritter deutscher Lehrertag 
in Hamburg. Es haben sich zu demselben ca. 900 Lehrer und Leh- 
rerinnen aus allen Theilen Deutschlands und Deutsch-Oesterreichs 
eingefunden, darunter 65 Delegirte von Lehrervereinen, die von 
mehr als 30,000 deutschen Lehrern gewählt sind. Die Versamm- 
lung beschließt einstimmig folgende Resolution bezüglich der Si- 
multanschulen: 
  
  
 
	        
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