Full text: Europäischer Geschichtskalender. Einundzwanzigster Jahrgang. 1880. (21)

208 Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Ang. 3 15.) 
burgs in den Zollverein erfolge.“ Die Regierung jedoch beharrt nach den 
vom Finanzminister Bitter und dem Reichskangler abgegebenen Erklärungen, 
auf ihrer einmal gefaßten Meinung. 
3. August. (Preußen.) Prinz Wilhelm von Hessen tritt, 
nachdem er vom Gerichte auch in zweiter Instanz mit seiner Klage 
gegen Preußen wegen des kurhessischen Familienfid 
abgewiesen worden ist, dem Vergleich der übrigen Agnaten mit Preußen 
bei, so daß dieser Streit erledigt ist. 
10. August. (Deutsches Neich.) Kaiser Wilhelm besucht 
auf der Rückreise von Gastein nach Berlin den österreichischen Kaiser 
Franz Joseph in Ischl. 
10. August. (Elsaß-Lothringen.) Der gewesene Reichskanzler- 
amtspräsident v. Hofmann wird vom Kaiser zum Staatssecretär 
für Elsaß-Lothringen an die Stelle Herzogs ernannt. 
Mitte August. (Deutsches Reich.) Nicht nur die zahl- 
reichen Genossenschaften, sondern auch alle Organe des Haudels und 
der Gewerbe haben sich bis jetzt einmüthig und so zu sagen ohne 
jede Ausnahme gegen eine Beschränkung der Wechfelfähigkeit aus- 
gesprochen. 
Mitte August. (Deutsches Reich.) Die Redaction der „Allg. 
evangelischen Kirchenzeitung“ in Leipzig versendet mit einem ange- 
legentlichen Begleitschreiben eine gegen das gesammte Judenthum 
gerichtete Petition an den Reichskanzler in ganz Deutschland, auch 
an alle ultramontanen Blätter, zur Unterschrift und Weiterver- 
breitung. 
Die Petition lautet: „Durchlauchtiger Fürst, hochgebietender Herr 
Reichskanzler und Ministerpräsident! Seit länger Zeit schon sind die Ge- 
müther ernster vaterlandsliebender Männer aller Stände und Parteien durch 
das Ueberwuchern des jüdischen Volkselements in tiesste Besorgniß versetzt. 
Die früher von vielen gehegte Ervartung! einer Verschmelzung des semitischen 
Elements mit dem germanischen hat sich troyh der völligen Gleichstellung 
beider als eine trügerische erwiesen. Es handelt sich jetzt nicht mehr um 
eine Gleichstellung der Juden mit uns, vielmehr um eine Verkümmerung 
unserer nationalen Vorzüge durch das Ueberhandnehmen des Indenthumms, 
dessen stiigendr Einfluß aus Race-Eigenthümlichkeiten entspringt, welche 
deuische Aation weder annehmen will noch darf, ohne sich selbst zu ver goche 
Diese Gefahr ist erkennbar und bereits von vielen erkannt. Schon beginnt 
das germanische Ideal der Ritterlichkeit, Geradheit, echter Religiosität 66ch zu 
verrücken, um einem untergeschobenen jüdischen Pseudoideal Platz zu machen. 
Wenngleich wir nun vertrauen, daß diese Schäden Ew. Durchlaucht scharfem 
staatsmännischem Blicke nicht entgangen sind, und daß auch der Nothstand 
der durch jüdische Practiken heimgesuchten und in ihrem Gewerbe schwer be- 
nachtheiligten Bevölkerung zu Hochdero Ohr gelangt sein wird, so glauben 
wir doch, auch unsererseits noch ausdrücklich Zeugniß ablegen zu sollen, daß 
die deutsche Nation das Wachsen dieses verderblichen Einflusses einer fremden 
mögens
	        
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