Full text: Europäischer Geschichtskalender. Einundzwanzigster Jahrgang. 1880. (21)

Das deulsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Sept. 13.) 2109 
Staat und Gesellschaft und einen Schuß gegen destructive sociale Tendenzen 
zu sehen und dieselbe daher als conservative Verbündete zu betrachten. 
4) Geschichte, Aufgabe und Pflicht der Selbsterhaltung gebieten dem Deut- 
schen Reiche die Bekämpfung des vaticanischen Systems. 5) Verhandlungen 
mit dem unfehlbaren Papst oder seinen Organen über alles, was der Gesetz- 
gebung und Autorität des Staates anheimfällt, sind verwerflich. Festsehungen 
der Art führen zur Auflösung des nationalen Staates. 
13. September. (Deutsches Reich.) Katholikentag in Con- 
stanz. Die von — beschlossenen Resolutionen lauten: 
1) Die 27. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands, sich 
anschlietend an q Erklärungen der früheren Versammlungen, protestirt aufs 
neue gegen die Angriffe, welche wider die oberste Lehr= und Jurisdickions= 
gewalt des heil. Vaters gerichtet sind, sowie gegen die Unterdrückung der 
weltlichen Herrschaft des Papstes und die vielfachen Verkehungen der Nechte 
des heil. Stuhles. Bei dieser Gelegenheit fordert sie alle Katholiken Deutsch- 
lands auf, dem heil. Vater durch freigebige Leistung des Peterspfennigs die 
Mittel zu geben, um den Pflichten seines oberhirtlichen Amtes und so man- 
cherlei Prolefasian. der Kirche gerecht werden zu können. 2) Sie erhebt 
feierlich Protest gegen alle Eingriffe in das innere Wesen der Kirche durch 
Versuche, die freie Spendung der Sacramente zu wehren, die Verkündigung 
der göttlichen Wahrheit einzuschränken und die Erziehung und Bildung des 
Klerns den Händen der Kirche zu entwinden. 3) Sie beklagt ebenfalls aufs 
tiefste die Aufhebung, Vertreibung und Beschränkung der Orden, die, wie 
für die Kirche, so für die G Gesellschaft von höchster Bedeutung sind und durch 
nichts ersetzt werden können. 4) Die Generalversammlung protestirt auf das 
energischste beten die Beraubung der Propaganda in Rom durch die ita- 
lienische Regierung, uls eine Verlehung und Schädigung, welche die ganze 
katholische Christesivet trifft. 5) Die 27. Generalversammlung der Katho- 
liken Deutschlands anerkennt danlbart die umsichlige und entschlossene Haltung 
der Centrumsfraclion im preußischen Landtag und im deuischen Reichstag. 
6) Die katholische Generalversammlung hält fest an den auf den bisherigen 
Versammlungen aufgestellten Principien, welche das Verhältniß der Kirche 
zur Schule und deren Rechte auf dieselbe, das Anrecht auf die katholischen 
Schulstiftungen, die Confessionalität der Schulen, die Ertheilung des Reli- 
gionsnnterrichts und die Mitwirkung der Kirche bei der Bildung, sowie bei 
der Anstellung der Lehrer ausgesprochen haben, wie dieß insbesondere von 
der vorjährigen Generalversammlung zu Aachen ausgesprochen wurde. Von 
diesen Grundsähen geleitet, erneuert sie ihren Protest gegen das staatliche 
Schulmonopol, in welchem sie eine schwere Beeinträchtigung der Rechte der 
Kirche wie der elterlichen Rechte erblickt. 7) Eine der schwerslen Schädi- 
gungen des religiösen Lebens erkennen wir in den Simultanschulen; denn 
sie verkümmern nicht nur vielfältig den nterricht, sondern machen eine 
religiöse Erziehung geradezu unmöglich. 8) Die Generalversammlung be- 
grüßt mit Frenden die Ansbreitung des auf der vorjährigen Generalver= 
sammlung zu Aachen gegründeten Peter Canisius-Vereins. Sie erblickt in 
ihm und dem Gebete seiner Mitglieder ein wichtiges Mittel zur Herstellung 
besserer Schulen. 9) Die Katholiken Deutschlands blicken mit Bewunderung 
auf den Episkopat Belgiens und die dortigen Katholiken wegen der groß- 
artigen Opfer, die sie im Kampfe um die Freiheit der Schule gebracht haben. 
10) Ebenso bringt die Generalversammlung ihre volle Sympathie den Ka- 
tholiken Frankreichs entgegen in den schweren Kämpfen, welche ihnen eine 
kirchenfeindliche Regierung bereitet hat. Mit Theilnahme blickt die General= 
versammlung auf die Standhaftigkeit des französischen Welt- und Ordens- 
 
	        
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