Die Oesterreichisch-Angarische Monarchie. (Ang. 21— Sept. 19.) 313
ländereien zum Bau eines Wohnhauses 2c., zum Acker= und Wiesen-
bau und zur Weide, sowie zehnjährige Steuerfreiheit zu.
24. August. Serbien erklärt, daß es die Forderungen Oester-
reich-Ungarns auf Anerkennung der Rechtswirksamkeit des Handels-
vertrags von 1862 unbedingt ablehne, und seine Delegirten ver-
langen, daß in die meritorische Behandlung eingetreten, jene formelle
Vorfrage aber in der Schwebe gelassen werde. Weder Oesterreich
noch Ungarn wollen darauf eingehen. Die serbischen Unterhändler
kehren daher nach Belgrad zurück.
3—19. September. (HOesterreich: Galizien und Bukowina.)
Der Kaiser besucht Galizien und die Bukowina. Die Gelegenheit
dazu geben die um die Mitte September in Galizien stattfindenden
Kaisermanöver von ca. 40,000 Mann unter der persönlichen Leitung
des FM. Erzhergog Albrecht. Der eigentliche Zweck der Kaiserreise
ist jedoch, wie bei dem Besuche in Böhmen, unzweifelhaft ein poli-
tischer. In Böhmen wurde dieser Zweck nicht erreicht, wohl aber
in Galizien: Der Empfang ist überall ein ebenso aufrichtiger, herz-
licher und einmüthiger als prachtvoller, das ganze Volk jubelt dem
Kaiser entgegen und seine Reise gestaltet sich zu einem fortlaufenden
Triumphzuge. Den Culminationspunct finden die Festlichkeiten von
polnischer Seite in Krakau, von ruthenischer in Lemberg. Das
Resultat der Kaiserreise ist der allgemeine Eindruck: die Polen
fühlen sich zufrieden unter dem österreichischen Scepter, sie genießen
großer constitutioneller Freiheiten und ihre Nationalität können sie
in jeder Beziehung frei entfalten. Die Reise hat aber eben darum
zugleich eine Spitze gegen Nußland, das sie sehr ungern sieht und
seine üble Laune auch gar nicht verhehlt, indem es zur Begrüßung
des Kaisers Franz Joseph nicht, wie sonst, einen Großfürsten, son-
dern nur den Generalgonverneur von Russisch-Polen, Aldebinsky,
absendet.
4. September. Der gemeinsame Minister des Answärtigen
Baron Haymerle besucht den deutschen Reichskanzler in Friedrichs-
ruhe.
10. September. Der Kronprinz Rudolf besucht die deutsche
Kaiserfamilie in Berlin.
19. September. (Oesterreich: Mähren.) Deutsch-mährischer
Parteitag in Brünn. Derselbe gestaltet sich zu einer energischen
Demonstration gegen die Politik des Cabinets Taaffe. Die ohne
Debatte und einstimmig angenommene Resolution des Parteitags-
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