Full text: Europäischer Geschichtskalender. Einundzwanzigster Jahrgang. 1880. (21)

Die Oesterreichisch-Ungarische Monarchie. (Oct. 19.) 319 
des Extraordinariums der Militärverwaltung befinden sich unter dem Titel 8, 
„Erste Raten j sür Besestigungebanten" in der Gesammtsumme von 2,200,000 fl. 
Die erste Post betrifft die Neconstruction und den Neuban vermanenter . 
festigungen in Polol Das Gesammt= Erforderniß ist auf 3 bis 4 Millionen 
veranschlagt, und als erste Baurale werden 750,000 fl. gefordert. Motivirt 
wird diese Forderung damit, daß Pola dent Panzerflotten fremder Staaten 
gegenüber eine achtnnggebielende Widerstands= und Vertheidigungs-Fähigkeit 
besizen müsse. Die Kriegsverwaltung hält dafür, daß die Durchführung der 
Kriegsbefestigung in Pola binnen zwei vder höchstens drei Jahren von 
äußeerster Wichtigkeit wäre. Für den permanenten Ausban der Lagerjestung 
von Krakau wird ein Gesammt-Erforderniß von 3 Millionen in Aussicht 
genommen und hievon 700,000 fl. in das diehjährige Budget eingestellt. 
Die Kriegsverwaltung führt aus, daß nur eine in jeder Beziehung schon im 
Frieden vollendete und vollständig armirte Grenzfestung Krakan die Gewähr 
biete, daß der durch sie zu erfüllende Zweck erreicht werde. Es sei nnnmehr 
der Zeitpunct gekommen, wo die Heeresverwaltung troß der financiellen Lage 
der Monarchie nicht länger mehr zuwarten könne, um auch das Festungs- 
wesen auf jene Stufe zu bringen, die jfür die Vertheidigung des Staales 
unerläßlich sei. Für die Consequenzen eines längeren Hinausschiebens dieser 
Arbeiten könne die Kriegsverwaltung die Verantwortlichkeit nicht übernehmen. 
Die Neu= und Neconstructions-Arbeiten für Krakan würden sich auf einen 
Zeitraum von drei Jahren vertheilen. Als erste Nate beansprucht die Kriegs- 
verwaltung nur 750,000 fl., behält sich aber die Auforderung eines desto 
höheren Betrages für die beiden nächsten Jahre vor. Für die permanente 
Erbanung der Festung Przemysl wird ein Gesammt-Erforderniß von 
5½ Millionen in Aussicht genommen. wovon 400,000 fl. im vorliegenden 
Budget eingestellt erscheinen. Die Kriegsverwaltung verweist darauf, daß 
chon im Jahre 1878 auf den wichtigsten Puncien in Przemysl Befestigungen 
im feldmäßigen Stile ausgeführt wurden, daß aber von Przemysl in er- 
höhtem Maße Das gelte, was bei Krakan bemerkt wurde. Für die Her- 
stellung von Straßensperren an der Predilstraße werden 100,000 fl., 
für die Reconstruction der Thalsperre bei der Ponteba-Bahn die Hälfte des 
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Besammt- Erfordernisses von einer halben Million, also 250,000 fl. beau- 
prucht. Der Schwerpunct des Extraordinariums liegt offenbar im Be- 
estigungswesen, wofür die dießmaligen Ausgabe-Ansäte nur erste QOuoten 
ind, die sich mehrere Jahre hindurch wiederholen werden. Sehr interessant 
st es, die Richtungen zu beobachten, nach denen hin die Befestigungen ver- 
vollständigt werden sollen. Man ersieht daraus, geoen welche politische 
Eventualitäten die Regierung Deckung für nöthig hält. 
Oesterreichische Delegation: bestellt ihren Budgetausschuß aus 
16 Mitgliedern der Verfassungspartei und aus 5 Föderalisten, in- 
dem die Verfassungspartei gegenüber den Rücksichtslosigkeiten der 
föderalistischen Mehrheit im Reichsrath nun ihrerseits ihre Mehr- 
heit in der Delegation ausnützt. Ebendarum ist auch die Bewilli- 
gung des starken Mehrerfordernisses für Militärzwecke seitens des 
Budgelausschusses zweifelhaft, während dieselbe im Plenum auf eine 
Mehrheit von 15 Stimmen ziemlich sicher rechnen darf. 
-Gleichzeitig mit den Delegationen hat sich auch der Czechenführer 
Riger in Pest eingejunden, wie man annimmt, um mit den Ungarn Fühlung 
zu suchen für den Fall, daß ein förderalistisches Ministerium in Oesterreich 
ans Ruder kommen sollte. Er soll jedoch seinen Zweck nicht erreicht haben. 
 
	        
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