Full text: Europäischer Geschichtskalender. Einundzwanzigster Jahrgang. 1880. (21)

340 Spanien. (April 14— Inni 4.) 
Republicanern ihr polilisches Glaubensbekenulniß ab und sprechen ihren 
heißen Wunsch nach einer Verständigung und Zusammenfassung der ver- 
schiedenen liberalen Elemente aus. Die neue Partei umfaßt vorläufig die 
verschiedenen großen Strömungen, von denen die spanische Democratie be- 
herrscht ist. Der linke Flügel derselben wird gebildet von den Anhängern 
Pi y Margall's und Figueras', von den Föderalisten und Socialisten; auf 
dem rechten Flügel stehen Castelar und die Seinigen, die immer mehr ihre 
practische Begabung und ihre Regierungsfähigkeit zu bekunden bemüht sind. 
14. April. Otero, der am 30. December 1879 ein Attentat 
auf den König und die Königin versucht hat, wird hingerichtet, 
ohne vorher ein Geständniß gemacht zu haben. 
22. April. Der päpstliche Nuntius verlangt von der Re- 
gierung ein Asyl für die aus Frankreich vertriebenen Jesuiten. Das 
Ministerium Canovas gibt ihm die Zusicherung, einer bestimmten 
Anzahl derselben den ungehinderten Aufenthalt in Spanien zu ge- 
statten, jedoch nicht in den baskischen Provinzen. 
Anfang Mai. Cuba verurfacht der Regierung wieder schwere 
Besorgnisse. Die Insurrection hat in jüngster Zeit einen neuen 
Aufschwung genommen. Der König wünscht, den Marschall Mar- 
tinez Campos wieder dahin zu senden. Campos lehnt es jedoch ab, 
so lange sein Gegner Canovas an der Spitze des Ministeriums stehe. 
18. Mai. Die vier verschiedenen oppositionellen Gruppen 
beider Kammern, Constitutionelle, Centralisten, Campisten und die 
Anhänger Posada Herrera's, des einstmaligen Rathes Isabella II., 
treten zusammen und setzen auf den Antrag Sagastas eine Com- 
mission von 6 Mitgliedern nieder behufs Aufstellung eines Pro- 
gramms, welches geeignet sei, eine einheitliche Action sämmtlicher 
Gruppen der Opposition gegen das Ministerium Canovas herbei- 
zuführen. 31 monarchische Senatoren schließen sich der Coalition 
an, darunter 3 Marschälle und 15 Generale, an ihrer Spitze Mar- 
tinez Campos. 
3—12. Juni. Senat: ertheilt dem Ministerium Canovas 
nach einer äußerst heftigen Debatte zwischen Canovas und Campos 
mit großer Mehrheit das von demselben geforderte Vertrauensvotum 
mit 170 gegen 22 Stimmen. 23 Mitglieder der Opposition ent- 
halten sich. Die Marschälle Martinez Campos und Jovellar wider- 
setzen sich dem Votum umsonst mit großer Heftigkeit. 
4. Juni — 3. Juli. Conferenz von Bevollmächtigten von 
11 Mächten: Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Belgien, Spanien, 
die Vereinigten Staaten, Frankreich, England, Schweden und Nor- 
wegen, Italien, Holland und Portugal in Madrid über die Ver-
	        
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